Montag, 28. März 2016

Kurzurlaub in Peking



Nun ist mein letzter Eintrag schon eine Weile her und ich trage schon seit Tagen ein schlechtes Gewissen mit mir rum. Die liebe Frau Simon schleppt nämlich zusätzlich auch noch seit einer Woche eine Erkältung mit sich rum. Ich bin aber auch eine kleine Mutti -immer ist irgendwas. 
Und dann sind auch noch so tolle Dinge wie Osterfeuer (ja, sowas haben wir hier tatsächlich auch!!), Pekingurlaub oder Führerscheinprüfungsvorbereitung auf der Agenda. Wer hatte mich nochmal im Voraus gefragt, ob es mir nicht zu langweilig wird so ohne Arbeit oder Studium in China? Wenn wirklich mal nix ist, kann man ruhig auch 1 1/2h auf der Post stehen und versuchen zwei Päckchen zu verschicken.

Ok, der Führerschein läuft so parallel. Es sind aber durchaus 1300 (!) Fragen, die ausschließlich auf einer IPhone-App trainiert werden können. Erstaunlich wie viele rein formale Gesetze und Anweisungen bestehen, um den Verkehr hier zu regeln. Im Alltag kaum zu glauben. Da ich die Prüfung auch in Peking machen muss, wird dafür irgendwann im Laufe der nächsten Zeit (selbstverständlich verkünde ich hier nicht den genauen Termin) ein ganzer Reisetag fällig. 100 Fragen bekommt man wohl gestellt und muss mindestens 90 davon korrekt beantworten…klingt easy, ist aber komplizierter, als man meint. Besonders bei so tiefgründigen Fragen wie dieser hier...

Der chinesische Osterhase hat
die kreativsten Verstecke


 Ja, ansonsten haben wir auch Ostern sehr gut verlebt und das ein oder andere kleine Geschenkchen vom Osterhasen in unserem Haus gefunden. Ein schönes Osterfrühstück mit bunten Eiern, Eiersalat, viiiiiel Schokolade und Osterbrot hat uns schön in Stimmung gebracht.








Nun zum Wichtigsten: Unser erster echter Kurzurlaub in Peking.
Sektfrühstück
Eins vorweg: Urlaub ist ein völlig deplatziertes Wort in diesem Zusammenhang. Ich denke nicht nur das permanente Tragen von Mathild oder die Wärme waren so anstrengend, sondern die Stadt selbst. Würde es dort nicht so viele Chinesen geben, könnte es auch Berlin oder Paris sein. Nur noch lebendiger, lauter und voller. Sehr beeindruckend. Am angenehmsten war allerdings, dass man in den meisten Fällen tatsächlich jemanden gefunden hat, der Englisch spricht. Nach einer mehr als viel zu kurzen ersten Nacht im Hotel (kleiner Vorwurf an Mathild) und einem sensationellen Frühstück haben wir uns gleich aufgemacht und die Hutongs besucht. Wenn ich das richtig überblicke, sind das alte Viertel, in denen es nicht nur traditionelle Gebäude zu sehen gibt, sondern auch Handwerker und jede Menge Kultur. Ein kleiner Spaziergang durch die eher untouristischen Bereiche hat uns zum Beispiel dieses eher altertümliche Krankenhaus offenbart.
...ja, dies ist ein intaktes
Krankenhaus!!


Hutongs












Zuckerwatte





Umso weiter wir spaziert sind, desto mehr Touristen trafen wir. Mittlerweile gibt es in diesem Bereich sogar ein Starbucks! Ich habe mir dummerweise überhaupt kein touristisches Extrawissen angelesen, deswegen kann ich nur so Halbwahrheiten berichten. Sicher ist jedenfalls, dass es viele Möglichkeiten gab die verrücktesten Delikatessen käuflich zu erwerben.
Keine Ahnung was das ist. Es war
aber sehr populär














Schnell ein Selfie und dann ab die Post





 

Auf jeden Fall sind wir dann zu einer Art Insel, die weit moderner aussah und vermutlich einen extra Anstrich für zahlende Besichtiger bekommen hat. Auf den ersten Blick nicht wirklich spannend, also haben wir uns den Luxus gegeben und uns in der Rikscha (?) transportieren lassen. Muss man auf jeden Fall auch mal gemacht haben!! Echt famos, wie der nette Herr virtuos durch die engen Gassen und den Verkehr steuert.

 



Und auch mal eine nette Abwechslung, zur Herausforderung des pekinger Nahverkehrssystems. Mit ein bisschen Geduld ist aber auch das zu bewältigen. Gleich haben wir uns eine aufladbare Fahrtkarte gekauft, was sich echt als gute Investition erwies und massenhaft Zeit spart. Vor dem Zugang zum Gleis stehen überall Sicherheitskontrollen, die sich primär für Taschen interessieren.
 


 Ziemlich halbherzig durchgeführt mit schlafendem Wachmann hinter dem Röntgengerät eher weniger förderlich fürs Sicherheitsgefühl.














Doch direkt am Gleis kann eigentlich unfallmäßig nicht mehr viel passieren. Der Gleisschaffner (wieder ein Job, der schwer zu beschreiben ist) steht auf seinem Podest und hat Obacht über alle Vorgänge, Bahnen und Passagiere. Auskunft kann er auch geben.

Richtig cool ist die Glasvorrichtung zum Ein- und Ausstieg. Die Bahn hält jedes Mal genau an der gleichen Stelle und in der Glaswand gibt es nochmal extra Türen, die sich erst öffnen, wenn die Bahn steht. Im Voraus stehen die Passagiere in Reih und Glied an und es gibt kaum Drängeln und Schubsen, weil ja nicht erst großartig nach einem Eingang gesucht werden muss. Ich fands grandios!

 









Am Nachmittag sind wir dann noch zum Lama-Tempel gefahren. Wieder kein Hintergrundwissen, sonst könnte ich vielleicht mitteilen wieso der so heißt. In jedem Fall ist der tatsächlich hübsch anzusehen und super erhalten. Die schönen bunten Häuser und Dächer sehen wirklich wie das China aus, was man so oft auf Bildern sieht. 



Besonderheit in diesem Tempel war, dass man sich
Weihrauchräucherstäbchen holen konnte und im Rahmen eines kurzen Gebets anzünden konnte. Dafür gab es einige Möglichkeiten und Feuerstellen. Nahezu der gesamte Tempel war deswegen ziemlich verqualmt und überall standen Vorrichtungen, wie Feuerlöscher oder Wasserschalen, die die Holzgebäude im Notfall schützen sollten. Irgendwann haben mir fürchterlich die Augen getränt. Doch es war so faszinierend wie unbefangen sich die Menschen zum Beten hingekniet haben und teilweise gedankenverloren vor sich hin redeten und die Prozedur durchzogen. Auch mein Stefan hat mitgemacht…was ihm allerdings auf dem Herzen lag, hat er bis heut nicht verraten

Noch ein kurzer Abstecher zum Geld holen in die selbstschließende Geldholkabine und der Tag war geschafft.

 Unser nächstes Ziel war nämlich das "most famous Beijing Duck Restaurant"!

Quanjude

Was für eine kulinarische Köstlichkeit aber auch. Diese Lokalität, befindet sich scheinbar eher im moderneren Teil von Peking und ist sehr, sehr gut besucht. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es mindestens 6 Etagen. Schon im Eingangsbereich wurden wir von einer Dame abgefangen, die uns dann in den 5Stock schickte. 2mal links, 4 mal rechts und schon haben wir irgendwo gesessen. Was wir wollen, war klar und so mussten nur kurz noch ein paar Beilagen bestellt werden und schon konnte die Zeremonie beginnen. Ein Traum in Knusperhaut:)

Ich bin auch überhaupt nicht verkramft
Schlange stehen
Der zweite Tag hielt wieder allerhand Aufregung für uns bereit. Wir mussten zeitig aufstehen, denn die Verbotene Stadt und der Platz des Himmlischen Friedens wollten von uns erkundet werden. Im Nachhinein stellte sich das auch als gute Idee heraus. Um 9Uhr stellten wir uns an und stellten wirklich fest, dass die Schlange hinter uns ein bombastisches Ausmaß annahm.











Auch auf dem Rückweg war die Hölle los. Die Verbotene Stadt ist in der Tat ein riesiges Gelände, welches man schon deswegen mal gesehen haben muss. Viel mehr gibt es aber leider auch nicht zu sehen oder zu sagen. Die einzelnen Häuser sind mehrheitlich nicht für den Publikumsverkehr geöffnet (wär wahrscheinlich auch zu viel davon) und nunja…irgendwie sah im Nachhinein alles ziemlich gleich aus. Uns stand nicht der Sinn danach großartig dem Entdeckungsdrang nachzugeben, weil einfach mal T-Shirt-Wetter herrschte und das ganze Gelände viiiiel zu voll war. Ich habe allein in dieser Sehenswürdigkeit 7 Fotos mit Chinesen gemacht, die sich freuten mal eine Blondine zu sehen. Alle anderen musste ich davon abhalten Mathild ständig anzufassen, ihr die Mütze zu richten, sie mit Schokolade zu füttern oder sonst was. Diesbezüglich muss ich echt noch an mir arbeiten, viel strenger durchgreifen und mich nicht so fix aus der Ruhe bringen lassen.
Ok, wir waren also mal da…

Mahagoni?
Auf dem Rückweg zum Platz des Himmlischen Friedens -den sollte man wohl zuerst machen!?- sind wir noch durch einen schönen Park gekommen, der zur Ausnahme auch nicht so überfüllt war. Ruhe!
Über den Platz des Himmlischen Friedens kann ich nun auch nicht so wahnsinnig viel berichten, weil wir den eher im Vorbeigehen überquert haben. Das Mao-Mausoleum hatte wohl geschlossen oder wir haben den Eingang nicht gefunden, die Fütterungszeit stand an und eigentlich war es auch schon sehr befriedigend einmal über den Platz gelaufen zu sein.
Links: Platz des Himmlischen Friedens
Rechts: Verbotene Stadt












Städtetrip mit Kind hat definitiv ganz andere Qualitäten: Man sieht mehr Cafés von innen, genießt die Ruhe im Getümmel und es ist einfach so: man muss nicht die letzte Ecke einer Attraktion sehen.


Am Abend haben wir den hoteleigenen Pool genutzt, um Mathild und den Schwimmring einander vorzustellen. Daraus ist zunächst keine große Liebe geworden, aber so hatten wir genug Zeit nochmal in die Lucky Street zu marschieren,
Kartoffelsuppe
den deutschen Metzger bzw. Importwarenhändler zu suchen und letztlich mit einer großen Ladung Vollkornbrot im Schlepptau im Bodenseestüberl einzukehren. Das Essen war zwar super, aber irgendwie nicht original. Wobei schon das herrlich urige Ambiente allein genügt hat, um das Weißbier und die Kartoffelsuppe entsprechend zu genießen.



Gut gestärkt sind wir am Montag dann erstmal zur U5 zum Kinderarzt in Sanlitun und dann auf zur Großen Mauer. Hierfür haben wir uns ganz bequem einen Taxifahrer gesucht, der uns beide Touren transportiert. Schnell den Preis verhandelt und auf geht’s! Natürlich hatte ich bis zum Schluss ein schlechtes Gefühl, ob er auch das verstanden hat, was ich versucht hab ihm mitzuteilen und er dann auch wirklich nach unserer Rückkehr noch in seinem Auto auf uns wartet. Aber völlig umsonst. Alles hat perfekt geklappt! Den Maueraufstieg haben wir von Badaling gestartet. Das scheint mir der mainstreamigste Ausgangsort zu sein, aber unter der Woche auch vertretbar. 

Die Dame ist der Knüller
Mit einer Seilbahn geht’s aufwärts und dort hat man dann Gelegenheit in mehrere Richtungen loszuklettern. Ich hatte mir bisher immer vorgestellt, dass die Mauer ein fast schnurgerades Gebilde ist, auf dem man die ein oder andere Treppe zu bewältigen hat und fertig. Aber Pustekuchen! Es gibt Rampen, kleine Brücken, riesige Stufen und viele, viele Treppen. Und wie lang und massiv und erhaben dieses Bauwerk eigentlich ist, kann man sich kaum vorstellen. Irre!

 









So stell ich mir das Rentenalter vor :)

Am Nachmittag noch kurzer Stopp im Himmelstempel. Dieser befindet sich in einem wirklich schönen und vor allem auch ruhigen Park. Natürlich wieder ohne Ende Touristen, doch diesmal war das Gelände viel weitläufiger. Errichtet wurde dieser Tempel, um für eine reiche Ernte zu beten. Auch hier sind es natürlich wieder mehrere Gebäude. Eine Besonderheit an diesem Ort muss ein gutes Echo an den Mauern sein -wir haben es leider nicht durchschaut. 

Alles direkt in einer Linie hintereinander
Oh, wer trägt da einen Tempelhut? :P



In einer Linie hintereinander sind die wichtigsten Gebäude errichtet und die Mittelstraße besteht immer (in allen Tempeln) aus großen, glatten Platten, sodass der Kaiser barfuß und bedenkenlos flanieren kann. 





 


Vermutlich weil auch hier die Gebäude so schön erhalten sind und auch erstaunlich gut gepflegt, haben wir eine Menge junger Brautpaare gesehen, die ihr mehr als aufwendiges Fotoshooting dort durchführten. Soweit ich weiß haben die Bräute immer mindestens ein weißes, quasi westliches Brautkleid und ein traditionelles, rotes. Für die Fotos muss natürlich alles angezogen werden, sodass sich überall in den Ecken der Gebäude junge Chinesinnen umzogen. Lustig anzusehen :)



Riiiiesige Türschwelle





Und nun ist mir noch eine Kuriosität aufgefallen, die ich mir bisher nicht beantworten konnte. Wieso sind die Türen und Tore in den Tempeln und Häusern nicht bis zum Boden? Die Schwelle ist doch meistens sehr, sehr hoch… Dient das als Schutz vor dem Wetter oder hat der Schritt, den man dann machen muss irgendeine Bedeutung? Soll irgendwas Schlechtes nicht hereinkommen? Oder ist die Art auf diese Weise eine Tür zu fertigen einfach leichter?

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