Montag, 4. April 2016

Aktivitätswochenende



Das Rätsel konnte gelöst werden:
Mutti und Papa teilten mir mit, dass diese hohen Schwellen vor den Gebäuden dazu dienen die bösen Geister draußen zu lassen!
Wir haben nur eine Schwelle zur Dusche -da bin ich also sicher :)

"Geld kaufen" fürs Jenseits
Wir hatten am 4.4. übrigens Totengedenktag. Dieser Qingming Festtag ist ein offizieller Feiertag in China, an dem die Gräber gekehrt werden und sich der Toten erinnert wird. Sicher vergleichbar mit Totensonntag. Hier haben sie aber noch weitere, nette Bräuche, die den Verstorbenen im Jenseits die Zeit etwas versüßen wollen. Zum Beispiel wird auf den Straßen Geld verbrannt. Als Opfergabe, sodass die Ahnen flüssig bleiben. Den gleichen Zweck haben auch Opfer wie Anzüge, Autos, Boote oder Speisen. 



 






Wir haben das lange Wochenende dazu genutzt mal wieder ein paar Märkte zu erkunden. Diesmal der Kaisermarkt: Mein lieber Schwan!!! Echt überwältigend die Vielfalt und Fülle der angebotenen Waren. Was noch imposanter war, waren die viiiiielen Menschen! Es geht auf der Straße zu wie auf einem türkischen Touristenmarkt.


Fürs nächste Familienpreisskat versorgt




 
So etwas wie Fußgängerzonen sieht man in China scheinbar sehr selten. Selbst auf so engen Marktstraßen versuchen die Händler mit ihren kleine Bussen oder Lieferwagen einen Weg zu finden. Und wenn die überstanden sind, schieben Leute einachsige Verkaufsstände.

Getrocknete Paprika in allen Varianten und Variationen


Überall wird geplaudert, es riecht nach Essen und es gibt die verrücktesten Dinge. Vom Papp- bzw. Popcornbecher, über getrocknetes Gemüse bis zu dünnen Plastetüten und Spielkartengroßpackungen ist alles dabei. Auch die Fischstände dürfen nicht fehlen. Gleich gegenüber sind die vielfältigsten Varianten eines Holzkohlegrills zu finden -natürlich inklusive Zubehör.
 
Wie gesagt, dies ist tatsächlich hauptsächlich ein Einheimischenmarkt…also gibt es auch einheimische Produkte, wie diese halb ausgebrüteten Küken am Spieß (ACHTUNG!! NICHTS FÜR ZARTE GEMÜTER UNTER UNS)
Andere Kultur, andere Sitten



Dabei denke ich immer, dass das für die Chinesen ganz normal ist, deswegen kann ich ethische und moralische Bedenken hinten anstellen (Gut, bei uns werden die Küken geschreddert). Komischerweise hat mich die Dame am Stand aber gebeten keine Fotos zu machen. Vermutlich ahnt sie, dass das ein klein bisschen befremdlich ist.








 
Da fühlt man sich wie der Elefant im Porzellanladen
Nun gibt es neben dem Treiben draußen auch noch ein riesiges Gebäude, in dem noch mehr verrücktes Zeug angeboten wird. Gleich am Eingang wartet die Süßigkeitenfrau in ihrem Farbenparadies.



Man meint die Stände würden wahllos verteilt ihre Produkte anbieten, aber weit gefehlt! Auf den meisten Märkten sieht es so aus, als wenn sich die Händler thematisch einer Etage oder Fläche zuordnen lassen müssen. Kunstblumen gibt es hinten rechts, Spielzeughändler sind in der dritten Etage links, in der Etage darunter gibt es Büroartikel und ganz oben ist Kunst (ein sehr weit gefasster Begriff) und so weiter.






Also in jedem Fall nicht so durcheinander und willkürlich wie das Ambiente vermuten lässt. Neben Nützlichem steht Sinnloses und es gibt viel Kurioses überall. Hatten wir uns nicht alle schon mal gefragt, wieso Heizkörper immer so eintönig aussehen?








Nun war ich außerdem auch schon einmal auf dem Stoffmarkt. Im Grunde ist damit schon alles gesagt, denn es gibt Stoffe und Kleidung in Hülle und Fülle. Selbstverständlich darf die Schnick-Schnack-Ecke am Eingang nicht fehlen, aber der Rest ist wieder überaus imposant. 
Hinten rechts gibt es sogar Kuckucksuhren
 
Einer von unzähligen Stoffständen
Bei nahezu allen chinesischen Märkten frage ich mich, wo diese riesige Fläche plötzlich herkommt. Es fühlt sich immer so an, als wäre man schon einen halben Kilometer in eine Richtung gelaufen und ganz plötzlich folgt hinter dem scheinbaren Ende noch eine viel größere Halle. Gern erscheint auch wie aus dem Nichts eine weitere Etage. Man kommt halt aus dem Staunen nicht raus. 

Ziel dieses Besuchs war es letztlich Sitzkissen anfertigen zu lassen. Eins gleich vorweg: Meine Wahl war miserabel. Der Stoff sieht nun bei Tageslicht betrachtet ein klein bisschen ramponiert aus, passt null zur Sofafarbe und schlecht genäht ist es auch noch. Trotzdem hab ich alle Stühle damit belegt, einfach weil sie mich 290RMB gekostet haben -Da muss das Auge jetzt durch! (Bequem sind sie ja) Der Ablauf war alles in allem ganz logisch. 
Unsere Stuhlkissen, Rohfassung




Erster Weg: Stoff auswählen, Größe angeben, verhandeln, kaufen
Zweiter Schritt: zum Polstermann gehen, Willen äußern, verhandeln, warten, warten, warten, Kissen mitnehmen
Anstrengendster Schritt: (Guten!) Schneider finden, klar machen was gewünscht ist, Preis verhandeln, Abholung klären
Letzter Schritt: Hoffen, dass alles da ist, Abholung (Dafür hab ich wirklich einen Abholschein bzw. eine Rechnung im Voraus erhalten)


 
















Kurz Zähne putzen



So, außerdem haben wir unser Changchun-Aktivitätswochenende damit beschlossen den Skulpturenpark zu besuchen. Wieder so eine Attraktion, von der man nie vermutet hätte sie hier zu finden. Eine riesige Parkfläche durchzogen von schönen Gehwegen, an deren Seiten die verschiedensten Skulpturen stehen. Auch gibt es einige Gebäude, die ebenfalls schöne Kunstwerke beherbergen. Da ist alles dabei: Afrikanisch, ermahnend, bunt, chinesisch, witzig, europäisch, frivol, eindeutig, zweideutig usw. Bisweilen sogar erstaunlich kritisch.









 
Fliegende Einhorn-Chinesen?

Ach, auch das Wetter war so herrlich. Es ist richtig schön zu sehen, wie nun alles erwacht und wieder schön grün wird. Die Forsythien blühen schon! So lustwandelten wir also durch die Landschaft und dachten:

[…]
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
[…]


>Intellektueller Einschub beendet, es folgt: „chinesische Kreativität bei der Lebensmittelkühlung“<
Dieser Akt zeigt: Leber auf gekühlter Wasserflasche


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen