Sonntag, 20. Dezember 2015

Winterwonderland der Kuriositäten



Eine schönen vierten Advent miteinander!
 
Unsere Haustür

Bei uns ist es mittlerweile wirklich, wirklich sehr kalt. Morgens lesen wir die Temperatur ganz präzise von unserer zugefrorenen Haustür ab.

Nanhu See




Längst ist auch der Nanhu-See zugefroren, auf dem jetzt professionell eisgelaufen wird.

Für den ungeübten Sportler gibt es nette Metallgestelle, an denen es leichter fällt... die Haltung zu bewahren :) (Wortwitz!) Für den wintersportfreundlichen Antisportler gibt es auch die gemütliche Variante. Man staunt immer wieder mit wie viel Einfallsreichtum das Völkchen gesegnet ist.
Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit...
Die Chinesen, unkompliziert wie sie sind, nutzen natürlich die gefrorene Oberfläche auch als Abkürzung. An manchen Tagen sind lauter kleine Punkte auf der riesigen Fläche zu sehen. Überall sind Fußspuren zu erkennen. Es soll auch schon einmal ein LKW auf dem See gesichtet worden sein. Bisher blieben mir derartige Kuriositäten jedoch verborgen.
Bei unseren Kälte-Spaziergängen gibt es ständig Erstaunliches zu sehen.
Die Straßen sind trotz allem voll von Leuten, die sich natürlich zu helfen wissen. Selbst die Motorradfahrer sind aktiv.
Sie bauen sich einfach ein Schutzschild gegen den Wind, stecken die Arme in dicke Handschuhe und sausen drauf los.

Das Leben geht also seinen gewohnten Gang. Auf Eis, Schnee und vor allem Glätte wird scheinbar keine Rücksicht genommen. Auch weil die fleißigen Eisbrechertrupps so akribisch schuften.
Eine Horde Schneefeger

Professioneller Abtransport











Fußwege sind durch gefrorenes, angetautes und wieder gefrorenes Eis nahezu unpassierbar, aber die Straßen sind fast eisfrei. Der Schnee wird erst weggeschoben und anschließen zusammengekehrt und abtransportiert. Zusätzlich sind viele Leute beschäftigt und es ist etwas gegen die Arbeitslosigkeit getan –ein überaus ausgeklügeltes System :)

Mir tun diese Leute immer arg leid. Nicht nur, weil es bitterkalt ist und niemand kommt und ihnen Glühwein bringt, sondern auch weil sie bei den fürchterlichsten Luftwerten arbeiten müssen und das oft sogar an wirklich fürchterlich befahrenen Straßen.


Qigong im Park -Suchbild



Aber zurück zu den schönen Dingen. Im Vorbeigehen sieht man so idyllische Dinge wie eine Rentnergruppe, die sich im Park zu einer Runde Qigong trifft und unbeirrt im Gleichklang agiert.



Ein paar Meter weiter hält plötzlich ein Taxi auf der Straße, der Fahrer steigt aus und pullert. Wie war das mit gelben Schnee? Ich hätte ja Angst, dass der Schlauch nicht kälteresistent ist und einfach abfriert. Aber gut, Leben am Limit. Schließlich befinden wir uns ja auf offener Straße. Wenn man den Verkehr täglich überlebt, kann einem ein bisschen Kälte am Gemächt nichts anhaben (oder abhaben).


In dem Zusammenhang war ich kürzlich ganz arg überrascht, als mich plötzlich eine Horde junger Männer im Laufschritt überholt hat. Meine Vermutung ist, dass die zum Militär gehören und dieses elitäre Gebiet irgendwie überwachen. Ob sich deren Lungen nach der Tortur wieder erholen? Wahrscheinlich sind mindestens die Nasenflügel festgefroren.

Ähnliches kann sicher auch das Wachpersonal am Hauptgate berichten. (Ich hab mich dummerweise nicht getraut weiter ranzugehen) Offensichtlich ist jedoch, dass die beiden Herren nahezu ungeschützt auf ihren Podesten stehen -etwa unterhalb der roten Banderole- und Autorität vermitteln sollen. Sie grüßen mich und Mathild allerdings immer recht freundlich und unterhalten sich, sobald man ein Ende weg ist. Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm wie es aussieht.
Mein persönlicher Favorit der Kuriositäten ist allerdings das spontane Ende der Hochstraße.
Hochstraße ins Ungewisse
Es ist fraglich, ob irgendwann das Geld ausging (das wäre doch sehr kurios in der chinesischen Planwirtschaft), ob kein Bedarf mehr bestand, die Verantwortlichen ein bisschen Nervenkitzel verbreiten wollten oder einfach nur die Lust ausging die Straße weiterzubauen. …oder zumindest einen geeigneten Abschluss zu finden. Wer hier etwas gedankenverloren ins Blaue fährt, erfährt womöglich sein blaues Wunder. Es wird uns also noch immer nicht langweilig hier!

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