Montag, 30. November 2015

Weihnachtsmarkt und Pekingente



Es ist soweit, es ist soweit –die Weihnachtszeit ist angebrochen:) 
Unser erstes Weihmachten zu dritt, allerdings auch ohne den Rest der Familie und enge Freunde. Das ist in der Tat ein kurioser Umstand, aber nichts, was man nicht auch mit Hilfe von Skype, Whatsapp und der Post ein bisschen verbessern kann. Das erste Carepaket aus dem Westen ist nämlich schon angekommen!! Viiiiielen, lieben Dank


Pünktlich zum Weihnachtsmarktwochenende hier im Dorf. Was war das für eine wundervolle Veranstaltung!! Nicht nur, dass alles herrlich geschmückt war, es gab auch Glühwein, Plätzchen, Punsch und allerlei Schönes für die heimische Dekoabteilung. 


Ein Chor hat gesungen und sogar der Weihnachtsmann ist gekommen. Leider haben wir nichts bekommen. Zwar hab ich mit Mathild ganz auffällig neben ihm gestanden, aber das hat wohl nicht gewirkt. Obwohl wir in der Mittagspause sehr mühsam versucht haben ein Gedicht zu lernen. Mathild hats nicht geschnallt…. Nun gut. Keine Schokolade für Mama

Dafür sind wir aber am Abend noch in ein Pekingentenrestaurant gegangen.

Mein lieber Schwan! Vergesst Haxe, Knödel und (fast) alles, was bisher oberlecker war (Ok, mit Ausnahme von Tante Helgas Semmelklößen!) Eine Pekingente ist ein Gedicht für den Gaumen und überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Knusperkram in Deutschland. So butterzart und dennoch kross –eine wahre Geschmacksexplosion.


Enten im Ofen auf offenem Feuer

Die genaue Zubereitung ist mir zwar noch immer ein Rätsel, klar ist jedoch, dass die Enten sehr, sehr glatt (wie Wachs) oder mit irgendwas bestrichen ins Feuer gehängt werden.

gekonnt ist eben gekonnt
Wie lange sie dort baumeln, weiß vermutlich nur der Ofenmeister. Neben diesem gibt es noch jemanden, der die Enten aufschneidet nachdem sie den Ofen verlassen, damit alle Flüssigkeiten herauslaufen können. Am Tisch direkt wird das gute Stück fachgerecht tranchiert und nett auf Wärmetellern angerichtet. Viel bleibt aber letztlich nicht übrig...
 












Dazu gibt es allerhand Beilagen. Nur den altbekannten Reis gibt es nie, denn der ist was für arme Leute -.-


Letztlich werden die kleinen Stückchen wohl kurz in Zucker eingetaucht, mit Gurke und anderem Gemüse bzw. Saucen als eine Art Wrap im Reisfladen gegessen. Allerdings genügt für die gemeine Geschmacksexplosion schon ein Stück Haut mit ein wenig Zucker. Dieses Land kann so wundervoll sein!



Nachdem wir diese intensive Erfahrung halbwegs verarbeitet hatten, stand am nächsten Tag eine Einkaufstour auf dem Programm. Auch hier lauerten wieder kulturelle Finessen vor der Mall, deren Intention mir bisher noch verborgen blieb. Vor riesigen Blechtrommeln stellte sich eine große Truppe äußerst warm gekleideter Musiker auf und begann rhythmisch zu trommeln. Ob das Musizieren nun dazu diente den Schnee zu rufen –dann hätte es nämlich funktioniert-, nur die Menschen unterhalten sollte oder tatsächlich eine Art Zeremonie war, kann ich nicht sagen. Deutlich ist allerdings die Farbe der Kleidung. Rot ist in China nämlich die Farbe für Wachstum, Freude und Liebe. Gelb steht für Weisheit und Erfahrung.
Hin wie her, für uns war es ein interessanter Anblick, ebenso wie die Weihnachtsmänner im Supermarkt:
Damit ist unsere Versorgung also zumindest grob gesichert. Für alles weitere hab ich als bestrebte Mutter und Hausfrau auch gesorgt.
Das erste Licht ist angezündet und der Plätzchenteller ist schon gut geleert.
  





Und noch kurz was fürs Herz:
Mathild kann sich seit gestern wunderbar vom Bauch auf den Rücken drehen! :)

Freitag, 27. November 2015

Der Markt der tausend Dinge



So langsam zeichnen sich erste Anzeichen eines Alltags bei uns ab. Mittlerweile habe ich erfolgreich eine wirklich liebe Ayi gefunden, die sich nicht nur um Sauberkeit und Ordnung in unserem Haushalt kümmert, sondern auch gern das Babysitten übernimmt. Hier hab ich mich allerdings noch ein bisschen gluckenhaft, auch wenn sie wirklich liebevoll ist.
Mathild mit ihrer Ayi
Ein voll funktionstüchtiger Kinder-BMW




Insgesamt scheinen die Chinesen ein ganz entzückend kinderliebes Völkchen zu sein. Wie gesagt, Mathild ist immer der Renner in jeder Menschenansammlung! Die eigenen Kinder werden allerdings zumeist von den Großeltern erzogen. Durch die Ein-Kind Geschichte wachsen hier wohl viele "kleine Kaiser" heran (hab ich im Kulturkurs gelernt), die nun sowohl von den Eltern als auch von den Großeltern rundherum verwöhnt werden. Bilder wie diese überraschen da nicht



 



Während unserer Erkundungstouren haben wir den berühmt-berüchtigten „kleinen Markt“ besucht! Vom Charakter her gut zu vergleichen mit einem türkischen Basar. Auf dem Foto ist gut zu erkennen, dass es einfach alles gibt…Und was nicht ausliegt, holen die Verkäufer einfach aus irgendeiner Nische.

Es sind immer einzelne Stände, die mehr oder weniger nach Themen geordnet sind. Obst und Gemüse, Socken und Mützen, Saucen und Fertiggerichte, Brot und Gebäck, Batterien und Süßigkeiten usw. Witzig ist vor allem die Frau, die ausschließlich Eier verkauft –bevorzugt in Klammerkörben (in Deutschland kennt man diese vom Wäsche aufhängen). Auch die Fleischabteilung ist ebenfalls auf diese Weise gegliedert. Hier sind einzelne Stände nebeneinander, die je ein Herkunftstier anbieten. (Tofu kann man auch, allerdings etwas versteckt in einer Ecke, finden)

Als ich zum ersten Mal dort war, hat der Rindermann gerade einen halben Laib zerteilt. Frischer kann man Fleisch nicht bekommen.
Geflügel

Rind









Nur was Hygiene angeht, mag man nicht hinter die Kulissen gucken. Andererseits hat uns bisher noch nichts erwischt!!! Toi toi toi :)

Deutsch oder englisch spricht hier niemand. Doch komm ich dank meiner herausragenden Kenntnisse der chinesischen Zahlen gut klar. Da wir nun auch tagsüber mitunter -13°C haben, sind die Stände draußen vor dem Markt leider nicht mehr so reich bestückt.
Für mich ist es mit Kinderwagen hier leichter –auch weil Mama und Kinderwagen im Anschluss nicht riechen wie eine chinesische Garküche kombiniert mit Essenzen eines Karpfenteichs, denn diese gibt es nämlich tatsächlich in jedem Markt und sogar in den Supermärkten. Allerhand Sorten und Arten von Fischen und anderem Meeresgetier gibt es also ebenfalls mehr als fangfrisch.
Aquarien in einem Supermarkt, direkt neben dem Obst!!

Ähnlich verhält es sich draußen mit jeglichem Geflügeltier. Auf dem Außenmarkt des kleinen Marktes gibt es nicht nur Hühner lebend, auch Gänse und Enten habe ich schon gesehen. Über die fragwürdigen Verhältnisse der Haltung sollte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.










Wem das offen dekorierte Fleisch drinnen schon ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat, wird sich besonders an dieser Darreichungsform erfreuen:
Kühlkette definitiv eingehalten! würde ich sagen


Erinnert sich noch jemand in der Familie an den Karpfen zu Weihnachten, der nach Diesel geschmeckt hat...?




































Morgen ist bei uns im Dorf Weihnachtsmarkt. Wir freuen uns schon sehr, ein bisschen in Stimmung zu kommen:)
Ich werde berichten

Montag, 23. November 2015

Reizüberflutung - ein anerkanntes Krankheitsbild in China



Nun sind wir schon 12 volle Tage in diesem China. Die Koffer sind ausgepackt, die Schränke sind bestückt und die Lager aufgefüllt:
Man könnte meinen, dass ich damit ein paar Monate hinkomme



Und es gibt ständig etwas Neues zu entdecken. Da wir genügend Zeit haben uns mit allen Gegebenheiten, Gepflogenheiten und Besonderheiten auseinander zu setzen, lassen wir es langsam angehen. Auch braucht Mathild nach einem Tag in der Shoppingmall eine lange Pause zum Verarbeiten der wahnsinnig vielen Farben, Gerüche und Stimmen. 
So trat der Fall ein, dass ich in der Tat für einen Nachmittag kinderfrei hatte und die restlichen Simons hier Papaabend gefeiert haben! Endlich den neuen Bond ansehen (auf Englisch) und danach in aller Ruhe essen gehen. Gespeist haben wir in einem Teppanyaki-Restaurant. Laut Wikipedia ist das eine typisch japanische Einrichtung, doch auch hier vielerorts zu finden. Alle Gäste sitzen im Halbkreis um einen Grill, der von einem Koch vor Ort mit den leckersten Speisen bestückt wird.
Teppanyaki
Zubereitet werden nicht nur verschiedene Sorten Fleisch, auch Fisch und besonders Gemüse werden gebraten.

Languste(?) gefüllt mit Käse und Zitrone






Dazu gibt es in kleinen Schüsseln ein paar Snacks wie Bohnen, Tofu oder hier: Innereien… (Mutti hat gesagt ich solle alles mal ausprobieren)


1

Herzen, Nieren werden draus
2

3
















Spießchen
Ein wirklich herrlicher Abend mit einigen Nahtoterlebnissen im chinesischen Verkehr in der mittlerweile wirklich bitterkalten changchuner Abendluft –die wohl mittlerweile schon richtig "sauber" ist!!! Trotzdem zeigt mein Handy noch Verschmutzungswerte von über 150 an, was die Betreiber von Spießchenbuden und openair-Metzger nicht von ihrem Geschäft abhält:
Hier sieht man auf dem Boden einen Schafskopf und der Rippenbogen auf dem Tisch gehört wohl dem gleichen Tier




Allerdings gibt es allerhand Möglichkeiten sich dennoch den Tag hier zu vertreiben. Jeden Tag wird den Bewohnern des deutschen Dorfes ein vielfältiges Frühstück geboten. Da es sich bei dieser deutschen Enklave offiziell um ein Hotel handelt, ist dies sogar für uns inklusive.



Da nun auch Stefan an diesem Wochenende verfügbar war, haben wir die Zeit am Sonntag (!) genutzt und sind mal mit dem Taxi zum Einkaufen gefahren. Jeden Tag ein kleines Abenteuer. Nachdem wir festgestellt haben, dass der Kofferraum leider schon durch einen Gastank blockiert ist und der Kinderwagen deswegen leider, leider zur Hälfte herausgucken muss, haben uns die fehlenden Anschnaller eigentlich gar nicht mehr überrascht.
Auf den Sitzen sind nette Bezüge, die das Auto vor dem "dreckigen" Gast schützen sollen...Anschnaller sind darunter zu finden ...oder eben nicht
Der nette Fahrer, dessen Sprachenvielfalt sich scheinbar nur auf Chinesisch beschränkt, hat uns dennoch wohlbehalten in der Ouya MaiChang abgeliefert. Eine Mall unglaublichen Ausmaßes
Soweit ich das überblicke, erstreckt sich diese Hölle auf 6 Stockwerken und bietet wirklich Platz für alles, was das Herz begehrt. Angefangen von einer Eisfläche zum Schlittschuh laufen, einer Bowlingbahn und zahlrechen Shops für Kleidung, Schmuck, Möbel, Lebensmittel und sonstigen Dingen des täglichen Bedarfs und Bedürfnisses sowie Restaurants und Kinderspielplätze.














 



Nur die Parkplätze wurden nicht adäquat zur rasant wachsenden Bevölkerung errichtet.
mei you Parkhaus



Beeindruckend ist also nicht nur die Masse an Einkaufenden, sondern auch die Vielfalt der Eindrücke, Farben und Kuriositäten.





Der Wille endlich in den Fahrstuhl zu kommen ist
manchmal größer als die Geduld, oder Stefan?












Besonders markant sind die chinesischen Toiletten. Nachdem man nicht immer prompt identifiziert welchen Weg es einzuschlagen gilt…










…erwartet einen eine derartige Einrichtung:

Mir schon zur Genüge aus der Türkei bekannt, dennoch immer wieder ein Highlight. Wenn ich ehrlich bin, ist mir eine derartige Toilette sogar ganz lieb. Man muss nichts anfassen und kommt eigentlich mit nichts außer dem Türgriff in Berührung. Toilettenpapier oder wahlweise Taschentücher sind zumeist selbst mitzubringen und ein kleines Desinfektionsfläschchen oder Feuchttücher dürfen in keiner gut organisierten Handtasche fehlen und ersetzen galant die fehlende Seife.
Allerdings mache ich mir mittlerweile Gedanken wie ich das gestalte, wenn ich mit Mathild allein bin. Ein Kinderwagen passt wohl nicht in die Kabine und vor der Tür abstellen, ist keine Option.
Die Herausforderungen gehen nicht aus :)