Freitag, 25. Dezember 2015

Es weihnachtet sehr



Fröhöliche Weihnacht überall!! 

Der Bus, kleiner als gedacht
Ohje ohje, haben wir schon wieder viel erlebt. Im Vorweihnachtsstress hab ich mir mal eine entspannte Busfahrt gegönnt. Nachdem mir meine liebe Chinesischlehrerin erzählt hat in welche Richtung die Linien hier fahren, musste ich mich im Grunde nur noch an die Haltestelle vorm Gate stellen. Den Plan hätte ich bei aller Liebe nicht entziffern können.
Insgesamt werden wir von drei Linien hier versorgt, die zum Teil wirklich oft fahren. Es ist notwendig mit einem Yuan ausgestattet zu sein. Einsteigen, Geld in den Schlitz werfen –wofür sich eigentlich niemand interessiert- oder eine Karte gegen den Leser halten und auf geht die große Fahrt. Wohin oder wie lange ist dabei irrelevant.
Gedacht ist der Bus weniger zum Sitzen oder komfortablen Reisen… Insgesamt sind etwa nur 15 Einzelplätze zu finden, hauptsächlich soll wohl gestanden werden, was auch gut umgesetzt wird. „Voll“ gibt es nicht, man kann immer noch weiter durch- oder zusammenrücken. Ein bisschen komisch ist mir, dass ich ständig einen Sitzplatz angeboten bekam. 

Riesiger Bereich für den Busfahrer
 
Obwohl ich ohne Kind unterwegs war und ja wohl noch in vollem Saft stehe, muss ich den Eindruck hinterlassen haben, sitzen zu müssen. Nun ja, ein höfliches Volk durch und durch. Eine Oma, mindestens 4x so alt wie ich, hat sogar zwei Minuten mit mir gestritten!

 Aber gut angekommen, konnte mein Shoppingerlebnis auch schon beginnen. Niemand weiß wie viele Leute hier in den riesigen Malls schon verloren gegangen sind. Vielleicht lernen sie nach einigen Monaten auch einen Freitag kennen. Ich habe jedenfalls drei Tage lang gefrorene Heidelbeeren gesucht und letzten Endes doch frische genommen, die mich in Summe etwa 15€ gekostet haben. Den Rest des Weihnachtsessens habe ich dann verhältnismäßig easy bekommen. Brot für 5€, Kartoffeln und alle Zutaten für den Salat gabs zur Not im kleinen Supermarkt ums Eck und den Rest auf dem kleinen Markt. 

Der Fischmann bei der Arbeit
Ein Highlight war natürlich der Erwerb des Karpfens. Nachdem ich den Fischmann schon vor einigen Tagen informiert hatte, dass ich gern am 24. einen Karpfen haben würde, ausgenommen und filetiert und er mir leider mitteilen musste, dass er keine 24 Karpfen habe, bat ich meine Chineeischlehrerin relevante Informationen schriftlich zu notieren. Mit dem Zettel bewaffnet startete ich den Versuch erneut und musste prompt feststellen, dass weder der Fischmann, noch die Gewürzfrau oder die Gemüsefrau lesen können. Helfen konnte dann der Schweinefleischmann. Alles kein Problem. Ich suchte mir also einen Fisch aus dem Becken, in dem kein keiner mit dem Bauch nach oben schwamm, er erledigt den Rest …und ich steh daneben. Gott oh Gott, es gibt Schöneres! Entschuldigt bitte, aber ich muss diesen Vorgang in allen Einzelheiten loswerden:
Drei kurze Schläge auf den Vorderkopf und der Fischmann versucht zum ersten Mal das Tier einzutüten und mir mitzugeben. Doch ich brauchte doch noch die Schuppen! ….Ganz kuriose Ansprüche diese blonde Frau. Fein säuberlich erledigt er auch das und kehrt alles zusammen zum Eintüten. Ich bitte ihn erneut mit Hilfe anschaulicher Gestiken ihn auszunehmen und zu zerteilen. Widerwillig wird auch das erledigt und die Teilung erfolgt überaus willkürlich. Keine Zerlegung in Kopf, Rumpf und Schwanzflosse oder so, sondern einfach drei gleich große Teile… ok, egal. Ist eh zu spät. Wieder ein Versuch das Tier einzutüten. Im Nachhinein habe ich bereut ihn auch noch zu bitten die Karpfenteile der Länge nach zu teilen. Auch das erfolgte überaus willkürlich ohne Rücksicht auf Gräten. Auch den Kopf hat er halbiert und schlussendlich alles eingetütet. Ende aus Applaus! Für ca. 3€ bin ich dabei.

Die ganze Mühe hat sich gelohnt, gut geschmeckt und ist allen Beteiligten gut bekommen.
Unsere Weihnachtstafel, mit eingebauter Skypeapparatur
Mit chinesischer Knusperpanade -das Highlight unseres Weihnachtsessens
Wir haben tatsächlich alle Traditionen eingehalten und Mathild hat sogar zeremoniell ihren Apfel bekommen und etwa eine Minute daran herumgenagt. Was will man mehr?
Die Feiertage verbrachten bzw. verbringen wir in aller Entspannung und Ruhe. 



 


Schneeskulpturen
Zum Beispiel mit ausgedehnten Spaziergängen bei -14°C über den zugefrorenen See. Dabei sind wir zum ersten Mal über die berühmt berüchtigten Schneefiguren gestolpert. Noch befinden sich die Minions, Zwerge und andere riesige Figuren zwar größtenteils im Bau, aber es ist durchaus erkennbar wie imposant und beeindruckend das werden wird. 
 
"Eisräder"

Mindestens genauso cool wie auf dem Eis Fahrrad zu fahren.

Das Gute an Weihnachten in China ist, dass es hier nahezu niemanden interessiert. Es ist zwar alles ganz arg geschmückt, blinkt und strahlt, aber so richtig in Stimmung kommt man nicht.
Aber entzückend anzusehen ist es trotzdem!







Ein kleines Highlight habe ich außerdem noch erlebt: ein chinesisches, christliches Weihnachtskonzert. Sowas hat man nicht alle Tage. Manche Lieder habe ich sogar erkant, zumindest die Melodie, denn die Texte waren ausschließlich chinesisch. Halb so schlimm, die Stimmung zählt :)
Kirchenchor, inkl. Fernsehübertragung für die hinteren Reihen!

Sonntag, 20. Dezember 2015

Winterwonderland der Kuriositäten



Eine schönen vierten Advent miteinander!
 
Unsere Haustür

Bei uns ist es mittlerweile wirklich, wirklich sehr kalt. Morgens lesen wir die Temperatur ganz präzise von unserer zugefrorenen Haustür ab.

Nanhu See




Längst ist auch der Nanhu-See zugefroren, auf dem jetzt professionell eisgelaufen wird.

Für den ungeübten Sportler gibt es nette Metallgestelle, an denen es leichter fällt... die Haltung zu bewahren :) (Wortwitz!) Für den wintersportfreundlichen Antisportler gibt es auch die gemütliche Variante. Man staunt immer wieder mit wie viel Einfallsreichtum das Völkchen gesegnet ist.
Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit...
Die Chinesen, unkompliziert wie sie sind, nutzen natürlich die gefrorene Oberfläche auch als Abkürzung. An manchen Tagen sind lauter kleine Punkte auf der riesigen Fläche zu sehen. Überall sind Fußspuren zu erkennen. Es soll auch schon einmal ein LKW auf dem See gesichtet worden sein. Bisher blieben mir derartige Kuriositäten jedoch verborgen.
Bei unseren Kälte-Spaziergängen gibt es ständig Erstaunliches zu sehen.
Die Straßen sind trotz allem voll von Leuten, die sich natürlich zu helfen wissen. Selbst die Motorradfahrer sind aktiv.
Sie bauen sich einfach ein Schutzschild gegen den Wind, stecken die Arme in dicke Handschuhe und sausen drauf los.

Das Leben geht also seinen gewohnten Gang. Auf Eis, Schnee und vor allem Glätte wird scheinbar keine Rücksicht genommen. Auch weil die fleißigen Eisbrechertrupps so akribisch schuften.
Eine Horde Schneefeger

Professioneller Abtransport











Fußwege sind durch gefrorenes, angetautes und wieder gefrorenes Eis nahezu unpassierbar, aber die Straßen sind fast eisfrei. Der Schnee wird erst weggeschoben und anschließen zusammengekehrt und abtransportiert. Zusätzlich sind viele Leute beschäftigt und es ist etwas gegen die Arbeitslosigkeit getan –ein überaus ausgeklügeltes System :)

Mir tun diese Leute immer arg leid. Nicht nur, weil es bitterkalt ist und niemand kommt und ihnen Glühwein bringt, sondern auch weil sie bei den fürchterlichsten Luftwerten arbeiten müssen und das oft sogar an wirklich fürchterlich befahrenen Straßen.


Qigong im Park -Suchbild



Aber zurück zu den schönen Dingen. Im Vorbeigehen sieht man so idyllische Dinge wie eine Rentnergruppe, die sich im Park zu einer Runde Qigong trifft und unbeirrt im Gleichklang agiert.



Ein paar Meter weiter hält plötzlich ein Taxi auf der Straße, der Fahrer steigt aus und pullert. Wie war das mit gelben Schnee? Ich hätte ja Angst, dass der Schlauch nicht kälteresistent ist und einfach abfriert. Aber gut, Leben am Limit. Schließlich befinden wir uns ja auf offener Straße. Wenn man den Verkehr täglich überlebt, kann einem ein bisschen Kälte am Gemächt nichts anhaben (oder abhaben).


In dem Zusammenhang war ich kürzlich ganz arg überrascht, als mich plötzlich eine Horde junger Männer im Laufschritt überholt hat. Meine Vermutung ist, dass die zum Militär gehören und dieses elitäre Gebiet irgendwie überwachen. Ob sich deren Lungen nach der Tortur wieder erholen? Wahrscheinlich sind mindestens die Nasenflügel festgefroren.

Ähnliches kann sicher auch das Wachpersonal am Hauptgate berichten. (Ich hab mich dummerweise nicht getraut weiter ranzugehen) Offensichtlich ist jedoch, dass die beiden Herren nahezu ungeschützt auf ihren Podesten stehen -etwa unterhalb der roten Banderole- und Autorität vermitteln sollen. Sie grüßen mich und Mathild allerdings immer recht freundlich und unterhalten sich, sobald man ein Ende weg ist. Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm wie es aussieht.
Mein persönlicher Favorit der Kuriositäten ist allerdings das spontane Ende der Hochstraße.
Hochstraße ins Ungewisse
Es ist fraglich, ob irgendwann das Geld ausging (das wäre doch sehr kurios in der chinesischen Planwirtschaft), ob kein Bedarf mehr bestand, die Verantwortlichen ein bisschen Nervenkitzel verbreiten wollten oder einfach nur die Lust ausging die Straße weiterzubauen. …oder zumindest einen geeigneten Abschluss zu finden. Wer hier etwas gedankenverloren ins Blaue fährt, erfährt womöglich sein blaues Wunder. Es wird uns also noch immer nicht langweilig hier!