Sonntag, 30. Juli 2017

Hier entlang zum Sommerloch



Genau in diesem befinden wir uns im Moment. Aktuell sind vielleicht 10 Familien hier und auch dieser harte Kern der Fahnenhochhalter ist spätestens in der kommenden Woche erneut reduziert, wenn FAW-VW Werksferien hat. Das bedeutet für jeden drei Liegen am Pool und den vollen Service vom Personal. Ne Quatsch! Natürlich weiterhin kein Service 😆

Auch in diesem Jahr habe ich noch einmal angefragt, ob wir vielleicht ebenfalls einen Wasseranschluss für den Außenbereich haben könnten und erneut, wird das so lange verschleppt, bis einfach Winter ist. Aber mir scheint im Moment ist hier im Dorf eh der Wurm drin. Es mehren sich die Fälle in denen die Familien die Häuser verlassen müssen auf Grund von Wasserschäden oder akutem Schimmel. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil beispielsweise ein Wasserschaden von etagenfüllendem Ausmaß innerhalb einer Woche repariert werden kann! Klingt beeindruckend, ist aber gleichzeitig auch die Basis für die nächste Reparatur. 
Oft schon hab ich mir den Gedanken gemacht, dass die chinesische Regierung die „Schnell-Schnell-Mentalität“ überhaupt nicht in „Qualität und Gründlichkeit“ wandeln möchte, weil so einfach deutlich mehr Arbeitsplätze benötigt werden. Vollbeschäftigung ist das Zauberwort! 
 
Schließlich finden wir den Klebestreifen und seine Kumpels überall. Im Straßenbau (gern auch in Form von Abdeckplatten), auf den Toiletten, in den Restaurants und was mich besonders freut: im Auto- bzw. Mopedbau. Klebestreifen als Allheilmittel.
Unser Röhrensiphon (Danke Wikipedia!), der eigentlich nicht richtig einer ist, weil die extra Windung fehlt, wurde nun 5x mit Isolierband „repariert“ Das geht fix und spart immens Material ein. 
Handwerker in China ist kein Beruf, der innert 3 Jahren erlernt werden kann. Er erfordert weit mehr Kreativität und Einfallsreichtum!!

Nach den kolossalen Regenfällen der letzten Tage hat sich auch am kleinen Markt jemand etwas einfallen lassen und die Eingänge einfach ein bisschen zugemauert. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin 😊 
Nun lern ich immer ganz schnell nette Leute kennen, weil mein Kinderwagen nun stets in vollem Umfang drüber gehoben werden muss. Total unkompliziert mit einem Geschwisterwagen... Aber die richtig netten Leute find ich erst auf dem Rückweg, wenn der Wagen erstmal voll ist. Bestimmt auch eine gute Gelegenheit für alte Leute, Rollstuhlfahrer und Warenlieferanten.





Einen ganz wundervollen Ehemann habe ich!
Ja, und dann hatte ich noch Geburtstag und habe auch in diesem Jahr meinen 22. Ehrentag in aller Fröhlichkeit begangen.
Zwar mit zu viel Kuchen und zu wenig Sekt, aber so ist das wohl jetzt bei den Muttis… Dennoch bitte ich im kommenden Jahr um eine Umkehrung 😊
Außerdem haben mich ganz tolle und einfallsreiche Geschenke überrascht und sogar zwei Pakete (Danke liebe Familie Simon und Familie Wallschäger) aus Deutschland haben mich erreicht!



hat sie ja irgendwo recht die Schürze
Zu diesem Anlass sind wir am darauffolgenden Wochenende erneut mit dem Zug nach Shenyang gefahren, um dort kräftig dem Shopping zu frönen. Nun wurde mir schon ein paar Mal erzählt, dass die dort den absolut tollsten Markt für Utensilien jeglichen Begehrs haben. Und in der Tat!!! Der Wu Ai Markt ist riesig und setzt sich zusammen aus mindestens(!) 5 mehrgeschossigen Markthallen-/häusern, die die unterschiedlichsten Artikel anbieten. Alles für die Hochzeit, Auto- und Handwerkerbedarf (Klebestreifen in allen Formen und Farben), Spielzeug, Fake-Taschen/-Uhren/-Schmuck/-Schuhe und so weiter und so fort. Man kann sich taaaaaagelang dort aufhalten.






Wenn man mal wieder nicht weiß
wohin vor der Ampelüberquerung
So ganz hab ich die Begeisterung dann doch nicht geteilt und letztlich nur bissl Haarschmuck für die junge Dame und eins, zwei Kleinigkeiten gekauft. Bei einer Louis Vuitton Tasche weiß bei mir eh jeder, dass ich so dermaßen viel Geld niemals im echten Leben investiert hätte. 
Noch ein bisschen links und rechts gucken, vorbildlich auf die Straßenmarkierung achten und vor dem Regen in Sicherheit bringen und fertig.

Und Zack, da kommts:
Ein Untergrundmarkt epischen Ausmaßes. Sowas hab ich noch nie gesehen. Ganz Shenyang muss davon durchzogen sein. Man geht eine Stunde in eine Richtung und hat noch immer nicht das Ende erreicht.
Und das auf mehreren Etagen!  Es wäre interessant zu wissen wozu dieses Bauwerk usprünglich gedient hat oder dienen sollte.
Auf Grund Zeitmangels und einer demokratischen Drei-gegen-Einen-Entscheidung haben wir die Katakomben deutlich zu früh verlassen ohne überall mal geschaut zu haben. Auch hier hat sich wieder allerhand gefunden, wurde jedoch wenig gekauft. Nun ja, mit dem Zug lässt sich so ein attraktiver Dekoschrank auch echt kompliziert transportieren. Und hätte ich Mathild nicht die ganze Zeit tragen müssen, hätte ich definitiv das ein oder andere Kleidungsstück erworben. Natürlich das meiste wieder hart im Chinastyle, aber der ein oder andere Glücksgriff war durchaus möglich. Die laute Musik und das aufdringliche Dekomaterial (und Publikum: „Oooooh ein Ausländerbaby! Und guck mal ein Ausländerschwesterchen. UND deren Eltern!“) haben uns dann aber doch bewegt zu gehen. Dennoch: sehr zu empfehlen!

Die einladende Küche mit angrenzender Toilette
Gegessen haben wir ausnahmsweise mal wieder extrem einheimisch. Aber nun reichts auch wieder für die nächsten Wochen damit. Da bin ich wohl mittlerweile ein bisschen peinlich pingelig deutsch. Seit der Schwangerschaft mit Carla brauch ich sowas absolut nicht mehr. Nicht nur, dass mir das Ambiente nicht wirklich zusagt (bissl Abenteuer ok, aber nun reichts auch) auch das Essen ist nicht mehr so mein Ding. Über Kurz oder Lang schmeckt halt doch das meiste ähnlich. Sojasoße, Knoblauch und Koriander. Ach was würd ich jetzt für einen Semmelkloß geben!?!

Aber noch ein Wort zu unserem wundervollen Hotel:
Auf Empfehlung einer Freundin hier haben wir ein Apartmenthotel mit 3 Zimmern und zwei Bädern ausgewählt. Und das für einen wirklich sparfuchsfreundlichen Preis. Vom Bahnhof konnten wir zu Fuß marschieren und das Frühstück gabs auf einer Dachterrasse! Der Knüller!! Und das hat auch noch geschmeckt. Schnell das Nötigste gegessen und schon hat es Mathild und ihren Papa in den spitzenmäßig eingerichteten Spielraum gezogen. Bällebad, Rutsche, Bobby Car, alles dabei. Zudem noch lauter andere Kinder aus aller Herren Länder und kommunikative Väter. Alles hat mich nahezu dazu gezwungen so richtig gemütlich einen Kaffee zu trinken und während dann auch noch Carla schlief ordentlich Urlaub zu haben. Was hab ich das genossen.

Was jedoch wahre, chinesische Leichtigkeit ist, haben uns diese beiden netten Herren bewiesen. Dass das Leben auf der Straße stattfindet, ist nicht nur Teil der Dolce Vita und der mediterranen Lebenskultur:
Warum denn nicht mal nachmittags im Pyjama rausgehen?
... oder ein Nickerchen halten?




























Doch das wirklich Tollste an meinem Geburtstagswochenende war das Restaurant am Abend. Über tripadvisor haben wir das black sheep gefunden und so delikat gegessen wie schon sehr lange nicht mehr. Selbst in Deutschland isst man selten derart lecker. Ich hatte einen Burger, der wirklich handgemacht war - ich hab das beobachtet! – und mit einer so dermaßen leckeren Soße gereicht wurde, dass mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammenläuft. Der Knüller! Und die Pommes!!! Also nicht umsonst Platz 1 der Restaurants.

Essen, Essen, Essen überall!!!
Meinen Kugelbauch hab ich nach dem KinderinsBettbringen nochmal vor die Tür geschoben und die Nachtwelt der nahegelegenen Fußgängerzone erkundet. Scheinbar war gerade irgendein Event zum Thema „chinesisches Fastfood“. Der Geruch hat mich zwar weniger betört, aber der Anblick der kleinen Buden und der vielen Leute bei Nacht war schon erquicklich.



In einer Seitenstraße hat man dann auch die original Suppenküchen und Spießchenbuden mit maximal einem Meter Breite und Fenstern zum Bedienen so groß wie ein PC-Bildschirm, gesehen. 







 



Richtig cool ist auch der absolut neuste Trend: Karaoke-Boxen. Das ist ja sowieso DIE Freizeitbeschäftigung hier. Und wenns mal akut ist oder schnell gehen muss, nutzt man einfach so eine Box in der Innenstadt, trällert ein paar Lieder und geht anschließend wieder seiner Wege. Schön, wie einfach es doch manchmal sein kann.

Als dann die Füße schwarz waren, bin ich zurück und selig und wohlig erholt nach einem Glas Wein ins Bett. Insgesamt ein fabelhaftes Wochenende.






 
Ansonsten ist Mathild nun tagsüber trocken und in 19 Tagen sind wir in Deutschland, stellen überall die kleine Carla vor und feiern Mathilds und Stefans Geburtstag fröhlich. Besonders vom Genuss eines frischen Kohlrabis oder eines riesigen Eisbechers bin ich jetzt schon beflügelt 😊
Soweit so gut und so viel zum Sommerloch.




Achso, braucht noch jemand Knoblauch?

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