Und schon grüßt fröhlich das Missionskommando: „kleine
Schwester“ aus Peking. Ein großer Agendapunkt unseres famosen Plans ist
erfolgreich bewältigt. Die Überfahrt mit dem Zug in dieses Peking war natürlich
alles andere als komfortable, aber aushaltbar. Mathild war durchaus kooperativ,
wenn auch nicht ein Sekündchen müde. Mit 18 Monaten braucht man auch keinen
Mittagsschlaf mehr… das Kommt erst wieder, wenn man so grob über 20 ist. Wir
hatten diesmal extra drei Sitze gebucht, um Gepäck und vor allem
Kinderspielzeug gemütlich unterzubringen. Auch die Nachbarschaft war durchaus
angenehm, wenn auch wieder in bester Speiselaune. Ich vermute ja, dass die
Chinesen oft auch nur mit dem Zug fahren, um sich mal so richtig satt zu essen.
Meine Güte, was die da alles mitschleppen! Und vor allem ausschließlich
Lebensmittel, die keinen begehrenswerten Eigengeruch haben und auch so gar
nicht appetitlich aussehen. Fröhlich war ich jedoch, dass nun niemand mehr
versucht hat dem Kind alles anzudrehen -sie hätte höchstwahrscheinlich
zugegriffen!
Nunja, nach 7 Stunden sind wir halbwegs entspannt
angekommen, haben wieder einmal schnell die Taxischlange gesucht, uns dann aber
doch kurzfristig für einen privaten Fahrer entschieden und zwei Koffer plus
Kinderwagen galant und zu Fuß durch den Pekinger Nachmittagsverkehr zum
Parkplatz gewuchtet. Für ca. 5 km Fahrt haben wir statt 200RMB NUR 100 bezahlt
(15 hätten höchstwahrscheinlich gereicht), aber dafür eine komfortable Reise
mit freundlicher Transporthilfe genossen. Nobel geht die Welt zu Grunde :)
Im Hotel angekommen haben wir auch prompt ein nettes Zimmer
erhalten. Aus irgendeinem Grund nicht ganz so hübsch und modern wie das
Vorführzimmer von damals, aber akzeptabel (Tatsächlich habe ich gedacht, dass
alle Zimmer einen elegant gedeckten Tisch, einen Obstkorb und Blüten auf dem
Wannenrand aufweisen). Die Möbel sind schon bissl in die Jahre gekommen und
wurden auch zum Teil erheblich benutzt, aber alles in allem noch ok. Auch die
Küche ist zufriedenstellend ausgestattet und zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlt
es uns an nichts. Und weil wir einfach immer auf der Sonnenseite des Lebens
hocken, ist mit mir noch eine andere Dame aus unserem deutschen Dorf in
Changchun schwanger und verfolgt nahezu den gleichen Plan wie ich. Es handelt
sich um eine fröhliche und vor allem wahnsinnig hilfsbereite Chinesin, die
planmäßig nur 5 Tage nach mir Termin hat und im gleichen Hotel untergebracht
ist. Natürlich kennt sie sich hervorragend in der Gegend aus und hat zudem noch
ihre liebenswerte Mutti dabei. Auch unsere „großen“ Töchter sind nahezu gleich
alt. Was will man also wieder mehr?!?
Gleich am Montag hat mich also die Mutti an die Hand
genommen und mir den lokalen Markt gezeigt. In gut gemeintem Hand-und-Fuß-Chinesisch
haben wir angeregten Smalltalk gehalten und so alle nötigen Information
ausgetauscht. Hier gibt’s wirklich alles, was das Herz begehrt. Obst, Gemüse,
Ketchup und Nutella, Ochsenschwänze und sogar Petersilie! Und es kommt noch
besser: ab nächster Woche soll es weißen Spargel geben! Ich fall echt vom
Glauben ab und direkt ins kulinarische ParadiesJ
Nach nur 15 Minuten Marsch ist also alles Lebensnotwendige besorgt. Für
dringende Spontankäufe ist hier aber auch ein kleiner Minishop im Hotel, der
wirklich auch ein breites Angebot bietet. Auf der Potentialliste des Hotels ist
lediglich zu vermerken, dass das Frühstück echt miserabel ist. Es ist nicht so,
als hätte ich es nicht wohlwollend versucht, aber für 98RMB konnte ich in
keiner Hinsicht überzeugt werden und deswegen reichlich Müsli und Aufstrich
besorgt. Hier auf dem Zimmer beklagt sich wenigstens niemand, wenn wir ungeschminkt und im
Schlafanzug essen.
Soweit so gut. Noch ein bisschen die nähere Umgebung des
Hotels erkundet und schon kann ein bisschen Alltag einkehren. Auch den nachbarschaftlichen
Spielplatz haben wir schon ausfindig gemacht und erobert. Reichlich
Spielkameraden sind dort jedenfalls anzutreffen. Kinder aus aller Herrenländer
und alle scheinbar ein bisschen älter als Mathild. Doch davon lässt sich die
Räubertochter ja nicht abschrecken, wenn sie von der Treppe springt, weil ihr
alle anderen schon wieder viiiiiiel zu langsam sind.
Auf meiner vorgeburtlichen Agenda steht noch ein Besuch bei
IKEA, beim Pearlmarket und idealerweise auch nochmal beim Sommerpalast. Wir
werden sehen…
Aktuell gibt’s noch keine Prognose zum angepeilten
Geburtstermin. Allerdings hat die junge Dame ja auch noch 18 Tage Zeit und
solange es mir gut geht, soll sie die auch nutzen. Stefan ist eh fleißig
arbeiten und sobald Mutti da ist, wird sowieso alles entspannter. Die Aufregung
steigt nämlich schon gewaltig! In der Tat habe ich vor kurzem realisiert, dass
da wirklich ein Baby bei rauskommt!
Man denkt immer, man hat alles genau auf dem Schirm und
perfekt durchgeplant, aber Pustekuchen. Wenns auf die Zielgerade geht, wird
auch der Blickwinkel feiner justiert. Trotz allem bin ich schon irre neugierig
was für ein kleiner Hüpfer da ausgebrütet wird :)
In diesem Sinne melde ich mich vorsichtshalber erstmal ab und
berichte wieder, sobald sich Zeit und Gelegenheit finden. Es bleibt spannend (auch für mich) :-P
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