Ohje war bei uns schon wieder was los!
Eigentlich ist es das
noch! Ursprünglich wollte ich schon letzte Woche etwas neues schreiben….dessen
Inhalt unser Ausflug zum Moonlake sein sollte. Aber Pustekuchen, wie langweilig
ist das denn?!
...Unter Umständen werde ich diesen Post allerdings nachholen
müssen, weil nun die kommenden 6 Wochen wohl sehr wenig passieren wird im Hause
Simon. Nunja, von vorn:
Montag, 18.01.2016
- -22°C draußen
- noch immer Eis vor der Tür
- Ayi erkältet
- der Müll muss rausgebracht werden
8:50 zieh ich mir nur fix die Uggs (wahnsinnig teure und
warme Schuhe, allerdings mit lächerlichem Profil) über die Jogginghose und will
schnell zur Tonne laufen. Ich höre Mathild ein bisschen schimpfen, lege einen
Zahn zu und flieg aus der Kurve. Irgendwie muss ich derart kurios gelandet
sein, dass ich im Anschluss nicht mehr fähig bin mit dem rechten Bein
aufzutreten.
Kurzer Blick –keiner da. Mathild schimpft kräftiger.
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Tine im Krankenwagen mit "Sanitäter" in sibirischer Kälte |
Mama im
dünnen Pulli auf allen Vieren zurück ins Haus, im Krebsgang die Treppe hoch und
schnell den Nuckel reingesteckt. Weiter geht’s ins Wohnzimmer, um mit dem Handy
Hilfe zu holen. Nach nicht einmal 2 Minuten hatte ich schon 2 liebe Mädels im
Wohnzimmer und wenig später auch meinen Mann und 3 Ameisenchinesen, die mich
auf einer Trage in ihren Krankenwagen geschleppt haben. In Summe wiegen die
zwei Träger vermutlich so viel wie ich –Ameisen halt! :)
Decken, Kissen und sonstiges Equipment sind selber mitzunehmen.
Zwischenzeitlich wurde hier
noch kräftig Geld gesammelt, damit auch die Behandlung im Krankenhaus
finanziert werden kann. Die Versichertenkarte wird hier nur belächelt, nur Cash
zählt. Gott sei Dank hat das so super geklappt!

Wie in einem amerikanischen Film wurde ich anschließend in
einen Unfallraum transportiert und erstmal liegen gelassen. Bevor hier keiner
was bezahlt, passiert auch nichts. Stefan und ein chinesischer Freund kamen wenig später
und bezahlten Transport und Erstaufnahme. Kurze Arztkonsultation, dann durften
die beiden Herren! mein Bett in Richtung Röntgenraum schieben. Hier war einiges
los!
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Völlig überfüllter Flur |
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Fuß vor der OP |
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Suchbild |
Nunja, Gott sei Dank hatte ich ein Bett und zwei starke
Herren dabei, sodass ich gleich die Dritte im Rötgenraum war. Schnell
umgebettet, Fuß in Position und los geht’s. Moment, Bleischürze, Ehemann und
Kollege noch immer im Raum?!? Uninteressant. 4x wurde fotografiert
Schon nach einer Stunde erfolgte die Auswertung. Schien- und
Wadenbein seien wohl angebrochen und die OP müsste entweder sofort stattfinden
oder wenn die Schwellung wieder weg ist. Ok, auf jeden Fall erstmal nach Hause!
Mathild wurde währenddessen von einer lieben Freundin herrlich verwöhnt und hat
wahrscheinlich nichts mitbekommen von dem Trubel

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Mit diesem Bett ins Auto |
Auf eigene Faust entschlossen wir uns dann doch die nächsten
Tage zu operieren, allerdings in Peking. Schnell Flug gebucht und die Hühner
gesattelt.
Dienstag, 19.01.206
Im Taxi am Flughafen angekommen, schnell nochmal auf dem Eis
ausgerutscht und dann auf Krücken rein zum Check In. Für einen Rollstuhl hätten
wir uns 24h vorher melden müssen. Auch nachdem ich der Dame am Telefon gesagt,
hatte, dass der Unfall noch nicht einmal 24h her sei, hatte sie kein
Verständnis.
Dramatisch wurde es erst in Peking. Niemand kann sich vorstellen
wie groß der Flughafen eigentlich ist!! Vor allem mit Krücken. Hinzu kommt,
dass das Flugzeug nicht am Gate hielt und ich mich deswegen auf der Treppe
beweisen musste. Egal, Mathild hat schön geschlafen.
In der Oasis-Klinik angekommen erhielten wir fix einen
Termin für den Nachmittag beim Orthopäden und einen um die Mittagszeit zum
Impfen für Mathild –ein Abwasch :)
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Unser Luxusbad |
Wirklich das gesamte Personal der Klinik konnte erstaunlich
gut englisch sprechen und uns in allen Belangen helfen. Ein Service, der in
Deutschland noch seines Gleichen sucht! (Mir wurde sofort aus dem Auto
geholfen, rein in den Rollstuhl und ich musste nie wieder etwas bewegen!!) Auch
das Inventar und das gesamte Ambiente vor Ort hat mich in Staunen versetzt.
Nicht zuletzt unser Familienzimmer hatte Hotelcharme. Stefan hat leider
Couchsurfing gemacht und Mathilds Bett war auch größer als sein Sofa, aber
wenigstens konnten wir alle drei zusammenbleiben. Auch keine
Selbstverständlichkeit!
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Legpump |
Der wirklich, wirklich überaus sympathische Chefarzt!
schaute sich nun identische Bilder an, stellte aber durchaus glaubwürdig fest,
dass beide Knochen durchgebrochen sind und dabei kräftig gesplittert haben.
Mittwoch gegen Mittag OP. Ergänzend wurde noch ein CT angefertigt und meine
Lunge geröntgt –Wozu weiß ich allerdings nicht. Die Krönung des Tages bildete jedoch die sogenannte "Legpump". Eine Art großer Luftschlauch, der jeweils um beide Beine gelegt wird und anschließend rhythmisch Luft von unten Richtung Oberschenkel pumpt, um der Schwellung entgegen zu wirken. Sehr angenehm!
Mittwoch, 20.01.2016
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OP-bereit |
Letzte Mahlzeit scheint ewig her und innerlich verdürrte ich
nahezu. Deutlich wurde das besonders, als 3 Schwestern versuchten mir eine
Kanüle (?) in die Vene zu stecken. Beim, ungelogen, sechsten Anlauf hat das
dann geklappt. Aber ich sah danach auch wie Jesus. Mit ein bisschen Verzögerung
ging es dann auch los. Tochter und Ehemann geknutscht und rein ins Nirwana.
Vorher fix über alle Piercings diskutieren und schon war alles vorbei. Als
nächstes erinner ich mich grau an den lieben Arzt, der Stefan voller Stolz die
Bilder der 10 Schrauben und 2 Platten in meinem Bein zeigt und versicherte,
dass er mein Herz (das Tattoo über der Ferse) nicht gebrochen habe :)
Außerdem wartete im Zimmer ein wunderschöner Blumenstrauß
von Stefans Kollegen. Eine wirklich schöne Geste, die mich ziemlich rührte als
ich wieder zur Besinnung kam.
Zwei gedünstete Toast als Nachtsnack und endlich Wasser!!!
Donnerstag, 21.02.2016
Ganz fürchterliche Schmerzen, aber Gott sei Dank war keinerlei
Bewegung nötig. Stefan und Mathild waren mittlerweile ein eingespieltes Team
und haben ein ganz liebenswürdiges Bild abgegeben. Ich möchte nochmal betonen
wie stolz ich auf die zwei Spätzchen bin!!!

Schnelles Erholen, leckeres, westliches Essen genießen und
anstrengende Kraftübungen mit dem Physiotherapeuten. Auch Treppensteigen haben
wir geprobt, was sich schließlich als super hilfreich herausstellte. Schließlich
haben wir erneut ein Röntgenbild des Fußes gemacht und anschließend hat mir ein
netter Arzt ein super-cooles Gefährt gegeben. Damit konnte ich wirklich
entspannt durch die Gänge flitzen –Fast ohne Schmerzen!
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In Summe 10 Schrauben und 2 Platten mehr |
Den gesamten Abend haben wir uns noch einmal mit
Versicherung und Fluggesellschaft auseinander gesetzt. China Southern scheint
wirklich ein überaus behindertenunfreundlicher Verein zu sein. Wieder kein
Rollstuhl. Wohl weil wir nach 16Uhr angerufen haben (aber diesmal 24h vorher!)
Stefan solle einfach pünktlich am Flughafen sein, dann würde er eventuell einen
Rollstuhl für seine Frau ergattern. Auch dass das schwierig sei mit einem
4-Monate alten Säugling, beeindruckte niemanden.
Samstag 23.02.2016
Nach dem ganzen Hin und Her haben wir nun auf eigene Faust
einen Rollstuhl gekauft. In der Annahme den auch hier zu Haus gut einsetzen zu
können. Im Nachhinein hat sich das mehr als bestätigt. Mathild liebt es zu
cruisen.
Zum Flughafen wurden wir in einem Kleinbus gebracht und von
3 freundlichen Herren begleitet. Letztlich musste ich meinen Rollstuhl doch
beim Check-In aufgeben und erhielt einen von der Airline. Nun gut, wir wollen
uns ja nicht aufregen! Ab hier wurde ich wieder schön geschoben,
Sicherheitskontrolle, zum Gate, Abflug.
Mittlerweile haben wir sogar schon einen kleinen Ausflug mit
unserem neuen Gefährt gemacht. Stefan hat seine zwei Damen fröhlich durchs Dorf
geschoben und dabei die kühle Luft genossen. Mathild kuschelte auf meinem Schoß
und endlich hatten wir wieder ein bisschen
Ruhe.
Die kommenden sechs Wochen werden wohl ein bisschen trocken
werden aber so nach und nach werden wir auch mit zwei Krücken, zwei
Haushaltshilfen und einem funktionierenden Bein eine Routine finden. Mathild
ist nach wie vor herrlich pflegeleicht, nimmt jeden Tag und bringt ihn zum
Strahlen.
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