Montag, 23. Januar 2017

I Seoul You

Ein gesundes Neues Jahr miteinander! Ich hoffe alle hatten bisher einen fröhlichen Start und haben auch den massiven Wintereinbruch gut überstanden. Hier herrscht natürlich unvergleichlicher Kältehorror: Tagsüber um die -15°C und nachts -20 bis -25°C. Wir hatten auch neulich das Erlebnis, dass Mathild einfach derart durchgefroren war, dass sie jegliche Kooperation verweigerte und sich ganz verfroren auf meinem Arm verkrochen hatte. Aktuell hat sie auch wirklich alles an, was möglich ist. Gott im Himmel nervt mich diese An- und Auszieherei zwei Mal täglich. Doch die Luft ist in Ordnung, die Sonne scheint und es liegt noch immer viel Schnee an den Straßenrändern.
Soweit zur aktuellen Situation, denn viel mehr hat sich nicht verändert. Ich fühl mich optisch mittlerweile wie eine Tonne, bin aber nach wie vor fit und fröhlich. Uns hat (mal wieder) eine Erkältung heimgesucht, die sich erst nur als heimtückischer Männerschnupfen tarnte und dann aber größeren Ausmaßes war. Mathild und ich husten wie die Weltmeister, hatten eine Bindehautentzündung und einen klimabedrohenden Verschleiß an Taschentüchern. Durch die trockene Luft im Moment zieht sich die ganze Misere auch scheinbar ewig hin. Grundsätzlich ist aber Besserung zu verzeichnen.

Eingefangen haben wir uns diesen ganzen Kram vermutlich auf unserem Flug nach/von Seoul. Dennoch war der Silvesterurlaub ein großes Highlight im Rahmen unserer Asienerkundung. Eine hochmoderne Stadt, super strukturiert mit freundlichen, kompetenten und völlig unaufdringlichen Einwohnern. Ach war das schön! Kein Vergleich zu irgendeinem Ort hier in China -nicht mal zu Deutschland.
 
Die Ampel ist rot und alle bleiben stehen! Ja warten sogar, bis die Bahn auch wirklich frei ist. Und es wird ganz besorgt gewarnt, dass die Nutzung des Handys den Teilnehmern perpedes erheblichen Schaden zufügen könnte. Wie aufmerksam! 


Sie brauchen Hilfe beim Kinderwagen? Kein Problem, ich trag ihn ganz allein die vielen Treppen rauf. Und was das Schönste war: Mathild musste nicht überall im Mittelpunkt stehen. Die Seouler (?) sehen wohl häufiger mal ein Kind und können fremde Exemplare einfach auch mal zufriedenlassen. Hier mal winken da mal lächeln oder Faxen machen und gut ist. Sehr, sehr angenehm!






Schon während der Ankunft am Flughafen wurden wir nett lächelnd von einem Einheimischen begrüßt, der uns völlig selbstverständlich erzählte was wir dort dringend zu essen haben. Kommt einem erstmal komisch vor und ich böser Mensch habe gleich an eine dieser tückischen Ablenkmanöver gedacht und prompt mein Kind und meine Tasche ganz festgehalten, aber Pustekuchen.

Wirklich gut gemeinte Ratschläge, die wir auch befolgt haben. Gegrillter Schweinebauch ist nicht ganz meine erste Wahl, aber mein lieber Ehemann war in jedem Fall verzaubert davon. Weiter ging es mit dem Expresszug von der Flughafeninsel Incheon in die Stadt selbst. Sehr coole Fahrt vorbei an Wattenmeer, sauberen Vorstädten und Industriegeländen. Unser Hotel befand sich perfekt gelegen im Herzen der Stadt und günstig gelegen zu sämtlichen Restaurants und Lokalitäten der süßen Küche. Drei Mal waren wir allein (im Dunkin) Donuts frühstücken. Ein Traum! :)


Im Liebesschlössergetümmel
 


Touristisch haben wir gleich am ersten Tag den Seoul N’Tower besucht. Wieder ein toller Ausblick und ein cooler Aufstieg. Erst mit einem Fahrstuhl (!) einen Berg rauf, dann Umstieg in die Seilbahn, kleiner Fußweg vorbei an einem Meer aus Liebesschlössern und weiter rauf in einem Fahrstuhl mit Videoanimation. 





Eingang zum Gyeongbokgung Tempel






Besucht haben wir außerdem den Gyeongbokgung Tempel und den Changdeokgung Palast (Palast der glänzenden Tugend). Dieser erinnerte an die verbotene Stadt und war dennoch irgendwie schöner anzusehen. Weniger Besucher und ganz tadellose Wege und Gebäude. Im Anschluss noch durch die Insa-dong geschlendert und einen großen Teller Nudeln mit Käsesoße gegessen. Das Leben kann so schön sein. 
 
An einem Abend haben wir jedoch noch den kulinarischen Vogel abgeschossen und sind in eine wirklich kleine Lokalität, die nichts weiter anbot, als Rippchen mit Käse. Bis auf Schärfegrad und Menge konnte nicht weiter variiert werden. War auch ausreichend so!
Wir saßen ziemlich gedrängt in einem Raum kleiner als ein Klassenzimmer, aber gefüllt mit mehr Leuten als in einen chinesischen Fahrstuhl hineinpassen… auf Tonnen. Für Mathild haben sie irgendwoher eine Schüssel Reis mit Seetang gezaubert (klingt komisch, hat aber exakt ihren Geschmack getroffen) und parallel den kleinen Tischgrill angeworfen. Innerhalb von nicht einmal fünf Minuten brutzelte auf dem Tisch eine Pfanne voll mit Mais, Jalapeños und jeder Menge Käse. Und damit meine ich wirklich eine unverschämt große Menge! Oben drauf warteten die Rippchen auf ihren Einsatz. Als alles gut warm war und der Käse geschmolzen, hat uns die Kellnerin mit einer Schere das Fleisch geteilt und die perfekte Wickeltechnik gezeigt. Mann oh Mann, das war schon ein Highlight. Für mich leider etwas zu scharf, aber überhaupt kein Problem! Vor der Tür herrschte auf einem Nachtmarkt nämlich wildes Treiben und so konnte ich mir ganz im european style einen Crêpe mit Nutella und Banane holen und genießen.

Der dicke Bauch ist bitte wegzudenken
Im Trick Eye Museum haben wir noch die ein oder andere Humorrakete gezündet.
Ziemlich überteuerter Spaß, dafür aber lohnenswert. Durch Inszenierungen optischer Täuschungen ist der Besucher bemüht sich selbst auf eine Art in die Szenerie zu integrieren, die den Betrachter ein reales Bild vorspiegelt. Ganz große Kunst und fabelhaft umgesetzt. Natürlich ist es nicht immer leicht den perfekten Winkel zu treffen, doch der ein oder andere Schnappschuss ist uns gelungen.



 

Ein weiterer Pflichtpunkt unserer städtischen Erkundungstour war natürlich ein Ausflug ins Stadtteil Gangnam. Hipp, ruhelos und kultiviert mutete das Szeneviertel wie eine angesagte Gegend in Berlin an. Auch hier wieder alles sehr sauber und strukturiert mit allerhand westlichen Restaurants und Cafés. 



Oppa Gangnam Style!!!



 Und es gab in der Tat gar nicht so viele Touristen dort, die auf offener Straße den Gangnamstyle tanzten. Leider zum Bedauern meines sich fremdschämenden Ehemannes… 







Kultur meets Moderne

 
Noch ein Abstecher ins alte Seoul bzw. ins frisch-restaurierte-aber-dennoch-ursprünglich-anmutende Hanok-Dorf Bukchon. Gleich ein touristisches Bild mit ortsansässigen Jugendlichen in -sagen wir: „morderner Tracht“- gemacht und zurück ins Hotel. 









Am 31.12. fand nämlich eine riesige Demo, die den sofortigen Rücktritt der Staatschefin forderte, direkt vor unserem Hotel statt. Gott oh Gott, zum Fürchten viele Menschen und eine fast schon aggressive Stimmung. Auch wenn in den Nachrichten berichtet wird, dass alles friedlich ablief, ich hatte den Eindruck, dass nicht viel gefehlt hat... Die waren schon alle sehr, sehr begeistert und aufgeheizt. 


Kleine Verzehrempfehlung für Silvester auf dem Hotelzimmer

Schnell weg von der Kundgebung und den Marsch vom Hotelzimmer aus beobachten. Silvester stand eh an, was wir zum Abendessen zunächst im ortsansässigen Hard Rock Café zelebrierten und dann wirklich in aller Trockenheit und ganz im Elternmodus auf dem Hotelzimmer verbrachten. Südkorea hat mit dem westlichen Jahreswechsel eh nicht viel am Hut, also kann man auch um 1Uhr schlafen gehen.




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