Ein gesundes Neues Jahr miteinander! Ich hoffe alle hatten
bisher einen fröhlichen Start und haben auch den massiven Wintereinbruch gut
überstanden. Hier herrscht natürlich unvergleichlicher Kältehorror: Tagsüber um
die -15°C und nachts -20 bis -25°C. Wir hatten auch neulich das Erlebnis, dass
Mathild einfach derart durchgefroren war, dass sie jegliche Kooperation
verweigerte und sich ganz verfroren auf meinem Arm verkrochen hatte. Aktuell
hat sie auch wirklich alles an, was möglich ist. Gott im Himmel nervt mich
diese An- und Auszieherei zwei Mal täglich. Doch die Luft ist in Ordnung, die Sonne
scheint und es liegt noch immer viel Schnee an den Straßenrändern.
Soweit zur aktuellen Situation, denn viel mehr hat sich
nicht verändert. Ich fühl mich optisch mittlerweile wie eine Tonne, bin aber
nach wie vor fit und fröhlich. Uns hat (mal wieder) eine Erkältung heimgesucht,
die sich erst nur als heimtückischer Männerschnupfen tarnte und dann aber
größeren Ausmaßes war. Mathild und ich husten wie die Weltmeister, hatten eine Bindehautentzündung
und einen klimabedrohenden Verschleiß an Taschentüchern. Durch die trockene
Luft im Moment zieht sich die ganze Misere auch scheinbar ewig hin.
Grundsätzlich ist aber Besserung zu verzeichnen.
Eingefangen haben wir uns diesen ganzen Kram vermutlich auf
unserem Flug nach/von Seoul. Dennoch war der Silvesterurlaub ein großes
Highlight im Rahmen unserer Asienerkundung. Eine hochmoderne Stadt, super
strukturiert mit freundlichen, kompetenten und völlig unaufdringlichen
Einwohnern. Ach war das schön! Kein Vergleich zu irgendeinem Ort hier in China
-nicht mal zu Deutschland.
Die Ampel ist rot und alle bleiben stehen! Ja warten
sogar, bis die Bahn auch wirklich frei ist. Und es wird ganz besorgt gewarnt,
dass die Nutzung des Handys den Teilnehmern perpedes erheblichen Schaden
zufügen könnte. Wie aufmerksam!
Sie brauchen Hilfe beim Kinderwagen? Kein Problem, ich trag
ihn ganz allein die vielen Treppen rauf. Und was das Schönste war: Mathild
musste nicht überall im Mittelpunkt stehen. Die Seouler (?) sehen wohl häufiger
mal ein Kind und können fremde Exemplare einfach auch mal zufriedenlassen. Hier
mal winken da mal lächeln oder Faxen machen und gut ist. Sehr, sehr angenehm!
Schon während der Ankunft am Flughafen wurden wir nett
lächelnd von einem Einheimischen begrüßt, der uns völlig selbstverständlich
erzählte was wir dort dringend zu essen haben. Kommt einem erstmal komisch vor und
ich böser Mensch habe gleich an eine dieser tückischen Ablenkmanöver gedacht
und prompt mein Kind und meine Tasche ganz festgehalten, aber Pustekuchen.
Wirklich gut gemeinte Ratschläge, die wir auch befolgt haben. Gegrillter Schweinebauch ist nicht ganz meine erste Wahl, aber mein lieber Ehemann war in jedem Fall verzaubert davon. Weiter ging es mit dem Expresszug von der Flughafeninsel Incheon in die Stadt selbst. Sehr coole Fahrt vorbei an Wattenmeer, sauberen Vorstädten und Industriegeländen. Unser Hotel befand sich perfekt gelegen im Herzen der Stadt und günstig gelegen zu sämtlichen Restaurants und Lokalitäten der süßen Küche. Drei Mal waren wir allein (im Dunkin) Donuts frühstücken. Ein Traum! :)
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Im Liebesschlössergetümmel |
Touristisch haben wir gleich am ersten Tag den Seoul N’Tower
besucht. Wieder ein toller Ausblick und ein cooler Aufstieg. Erst mit einem
Fahrstuhl (!) einen Berg rauf, dann Umstieg in die Seilbahn, kleiner Fußweg
vorbei an einem Meer aus Liebesschlössern und weiter rauf in einem Fahrstuhl
mit Videoanimation.
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Eingang zum Gyeongbokgung Tempel |
Besucht haben wir außerdem den Gyeongbokgung Tempel und den Changdeokgung Palast (Palast der glänzenden Tugend). Dieser
erinnerte an die verbotene Stadt und war dennoch irgendwie schöner anzusehen.
Weniger Besucher und ganz tadellose Wege und Gebäude. Im Anschluss noch durch
die Insa-dong geschlendert und einen großen Teller Nudeln mit
Käsesoße gegessen. Das Leben kann so schön sein.
An einem Abend haben wir
jedoch noch den kulinarischen Vogel abgeschossen und sind in eine wirklich
kleine Lokalität, die nichts weiter anbot, als Rippchen mit Käse. Bis auf Schärfegrad
und Menge konnte nicht weiter variiert werden. War auch ausreichend so!
Wir saßen ziemlich gedrängt in einem Raum kleiner als ein
Klassenzimmer, aber gefüllt mit mehr Leuten als in einen chinesischen Fahrstuhl
hineinpassen… auf Tonnen. Für Mathild haben sie irgendwoher eine Schüssel Reis
mit Seetang gezaubert (klingt komisch, hat aber exakt ihren Geschmack
getroffen) und parallel den kleinen Tischgrill angeworfen. Innerhalb von nicht
einmal fünf Minuten brutzelte auf dem Tisch eine Pfanne voll mit Mais, Jalapeños
und jeder Menge Käse. Und damit meine ich wirklich eine unverschämt große
Menge! Oben drauf warteten die Rippchen auf ihren Einsatz. Als alles gut warm
war und der Käse geschmolzen, hat uns die Kellnerin mit einer Schere das
Fleisch geteilt und die perfekte Wickeltechnik gezeigt. Mann oh Mann, das war
schon ein Highlight. Für mich leider etwas zu scharf, aber überhaupt kein
Problem! Vor der Tür herrschte auf einem Nachtmarkt nämlich wildes Treiben und
so konnte ich mir ganz im european style einen Crêpe mit Nutella und Banane
holen und genießen.
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Der dicke Bauch ist bitte wegzudenken |
Im Trick Eye Museum haben wir noch die ein oder andere
Humorrakete gezündet.
Ziemlich überteuerter Spaß, dafür aber lohnenswert. Durch
Inszenierungen optischer Täuschungen ist der Besucher bemüht sich selbst auf
eine Art in die Szenerie zu integrieren, die den Betrachter ein reales Bild
vorspiegelt. Ganz große Kunst und fabelhaft umgesetzt. Natürlich ist es nicht
immer leicht den perfekten Winkel zu treffen, doch der ein oder andere
Schnappschuss ist uns gelungen.
Ein weiterer Pflichtpunkt unserer städtischen Erkundungstour
war natürlich ein Ausflug ins Stadtteil Gangnam. Hipp, ruhelos und kultiviert
mutete das Szeneviertel wie eine angesagte Gegend in Berlin an. Auch hier
wieder alles sehr sauber und strukturiert mit allerhand westlichen Restaurants
und Cafés.
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Oppa Gangnam Style!!! |
Und es gab in der Tat gar nicht so viele Touristen dort, die auf
offener Straße den Gangnamstyle tanzten. Leider zum Bedauern meines sich
fremdschämenden Ehemannes…
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Kultur meets Moderne |
Noch ein Abstecher ins alte Seoul bzw. ins
frisch-restaurierte-aber-dennoch-ursprünglich-anmutende Hanok-Dorf Bukchon. Gleich ein touristisches Bild mit
ortsansässigen Jugendlichen in -sagen wir: „morderner Tracht“- gemacht und
zurück ins Hotel.

Am 31.12. fand nämlich eine riesige Demo, die den sofortigen
Rücktritt der Staatschefin forderte, direkt vor unserem Hotel statt. Gott oh
Gott, zum Fürchten viele Menschen und eine fast schon aggressive Stimmung. Auch
wenn in den Nachrichten berichtet wird, dass alles friedlich ablief, ich hatte
den Eindruck, dass nicht viel gefehlt hat... Die waren schon alle sehr, sehr
begeistert und aufgeheizt.
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Kleine Verzehrempfehlung für Silvester auf dem Hotelzimmer |
Schnell weg von der Kundgebung und den Marsch vom
Hotelzimmer aus beobachten. Silvester stand eh an, was wir zum Abendessen zunächst
im ortsansässigen Hard Rock Café zelebrierten und dann wirklich in aller
Trockenheit und ganz im Elternmodus auf dem Hotelzimmer verbrachten. Südkorea
hat mit dem westlichen Jahreswechsel eh nicht viel am Hut, also kann man auch
um 1Uhr schlafen gehen.
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