Mittwoch, 25. Mai 2016

Lang nichts voneinander gehört



Halli hallo und ein fröhliches „da bin ich wieder“. Unser VPN streikt dummerweise zurzeit und dauerhafter Ersatz konnte noch nicht gefunden werden. Da nun die chinesische Regierung wenig übrig hat für Facebook, Google und Konsorten (der Blog läuft über Google), hat es ein kleines Päuschen gegeben. Aber sooooo viel ist eh nicht passiert. So allmählich wird es nämlich Sommer hier. Bis zu 30°C hatten wir! Also probiert sich Mathild durch die Geschmacksrichtungen des ortsansässigen Sandkastens und parallel versuche ich einen vernünftigen Schlafrhythmus zu etablieren. Zusätzlich läuft natürlich noch unser Nahrungsumstieg -Und das erstaunlich gut. Es gibt nichts tolleres, als ein schönes Butterbrot!
Spargel mit Schnitzel, Ofenkartoffeln
UND
Sauce Hollondaise





Für uns gab es vergangenes Wochenende Spargel! Ja, richtig gehört: SPARGEL!!!! Super, geil und fast so lecker wie aus dem elterlichen Garten. 











 
Auch meinen ersten Muttertag konnte ich munter feiern. Ausschlafen, Frühstück und ein wirklich riesiger Blumenstrauß haben meinen Tag versüßt. Mathild hat sich echt ins Zeug gelegt :) 


So ein chinesischer Blumenstrauß macht schon deswegen einiges her, weil, zusätzlich zur pompösen Außenverpackung, auch noch jede Blume einzeln verpackt ist. Eine ziemlich Fuselei für den Auspacker und Plasteverpackung hat ja sowieso einen guten Ruf. Aber es verbirgt sich ein wohlduftender (Parfum?), kleiner Strauß, mit überaus langer Lebensdauer. 

 








Noch eine gute Möglichkeit, für alle, die nicht so einen schönen Muttertag hatten: Die Babychanging-station. Klappe auf, Baby rein, Klappe zu, Klappe auf, neues Baby entgegennehmen. Es gibt ja Stimmen, die behaupten, man bekäme dann ein frisch gewickeltes Baby. Das halte ich allerdings für ein Gerücht







 

Ansonsten habe ich wieder einige schöne Dinge erspäht. Zum Beispiel muss gestern Tag der Volksverteidigung gewesen sein. 




 Nicht nur die Soldaten bei uns im Compound haben fleißig trainiert, auch die Kinder in der nächstgelegenen Kinderbildungs-einrichtung. 

Ebenfalls mit Uniform und Kampfschrei. 


Ehrlich gesagt finde ich das sogar sehr, sehr gruselig anzusehen. Insgesamt standen drei Gruppen auf dem Schulhof, die den Bewegungen eines Vorturners gewissenhaft folgten. Alle in Reih und Glied. Aber gut, in der DDR gab es wohl auch Handgranatenweitwurf…

Wobei schon der Schulhof an sich eine Augenweide für jeden Naturliebhaber und Freund der entspannten Atmosphäre ist. Ein wohlig-plastischer Geruch weht einem beim Vorbeigehen um die Nase. Hier kann sich niemand verstecken und schmutzig machen sich die Kinder jedenfalls auch eher nicht















Neben meinen täglichen Spaziergängen habe ich es nun tatsächlich erneut gewagt zum Stoffmarkt zu fahren und dort zwei meiner bevorzugten Kleider nachnähen zu lassen. Ich hoffe meine Wahl, auch bzgl. der Schneiderin ist diesmal erfolgreicher (Stichwort: Sitzkissen). Nunja, mit Hilfe meiner überragenden Chinesischkenntnisse habe ich versucht der Dame klarzumachen, dass ich jenes Kleid mit einem anderen Stoff wünsche. Also auf geht’s, das Stoffangebot checken, auswählen, kurze Preisverhandlung und los gehts. Spontan und weil alles so easy geklappt hat, hab ich gleich ein zweites Kleid zum Kopieren dagelassen und auch gleich eine Miniausführung für Mathild in Auftrag gegeben. Super cooler Partnerlook. Peinlicher geht’s kaum :)
Auf dem Rückweg hab ich dann erst diese liebliche Familie gesehen… 


und anschließend die Truppe hier :

 


Der Aufenthalt meiner Familie hier, wurde größtenteils durch Aufnahmen und Fotos des chinesischen Verkehrs festgehalten. Möglicherweise reicht das auch schon, um einen Eindruck vom Land zu gewinnen. Rechts überholen, U-Turn mitten auf der Straße oder einfach stehenbleiben, links abbiegen im Gegenverkehr, überall Gegenverkehr!, Verkehrspolizisten, 10-spurige Straßen, Taxifahrer im Schlafanzug und eben fröhliche Familien auf kleinen Rollern oder Eselkarren.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Die Simons in Reinform machen einen Ausflug


Nun ist es also schon vorbei das familiäre Intermezzo. Zwar war der Trubel auch enorm anstrengend für uns (so viel Kommunikation mit anderen Menschen sind wir gar nicht mehr gewohnt :)
Mathild hat am Anfang noch ziemlich gefremdelt, aber über die Zeit durchaus geschnallt, dass diese markanten Nasen irgendwie zu ihrer Herde gehören. Der Grundstein für unseren Aufenthalt im Juli ist also gelegt. 
Außerdem ist dieses Kind eine Wundertüte. In dem familiären Fortbildungsprogramm hat sie in Windeseile Grrrr, Brrrrr, die rhythmische Links-Rechts-Bewegung der Zunge, Winken und darüber hinaus Krabbeln und Stehen gelernt. Auch am Laufgitter entlang kann sie nun eine kleine Parade laufen. Was der Einfluss eines größeren Publikums und vor allem zahlreicher Vorturner doch ausmacht.
SEKTFRÜHSTÜCK!
Alles in allem war es wirklich, wirklich schön mal wieder die bunte Truppe zusammen zu haben und in Ruhe alle Neuigkeiten zu erfahren, vom eigenen Alltag zu berichten (Nein, ein Wurstbrot ist nicht die leichteste Übung in China!) und dem Kind beim Lernen zuzusehen. Es ist besonders interessant, was meine Eltern und Schwestern so Ungewöhnliches in diesem Chin aufgefallen ist. Zum Beispiel gibt es wirklich keine Kinder unter, sagen wir mal, einem halben Jahr auf den Straßen. Auch fahren wohl erstaunlich viele Elektrofahrzeuge durch die Gegend. Natürlich wäre mir das nie aufgefallen….Zum Teil find ichs hier ja schon schwierig Fahrrad von Kraftfahrzeug zu unterscheiden. 
Finde den Chinesen
Auch aufgefallen ist ihnen wie viel Polizeipräsens und sonstige Ordnungskräfte zu sehen sind. Möglicherweise habe ich das bisher nicht zur Kenntnis genommen, weil die Leute doch sehr häufig bevorzugt aufs Handy sehen oder schlafen. Das tun im Übrigen auch die Ladenbesitzer in den Märkten. Endlich ist mir mal ein Schnappschuss gelungen.








Füßchen









Sehr verwundert waren wir über die konkreten Vorgaben für beispielsweise die Angestellten vom Sicherheitsservice in der Pekinger U-Bahn. Kleine Füßchen markieren ihren genauen Standpunkt, sodass wirklich nichts schiefgehen kann. Selbstverständlich konnte mir das ebenfalls nicht auffallen -die Herren und Damen stehen ja drauf!
Wir hatten also viel zu lachen:) Unsere chinesische Erkundungstour begann ziemlich zeitig am Hauptstadtflughafen. Für Mathild habe ich ein adrettes T-Shirt anfertigen lassen mit chinesischen Zeichen, die „Willkommen in China Oma & Opa, Tante Netti und Tante Doreen“ aussagen. Um dem Jetlag vorzubeugen, haben wir sogleich ein kurzes Frühstück und die Besichtigung des Himmelstempels angestrengt. Zum Tagesabschluss fix in ein lautes, überfülltes Restaurant und die ersten Impressionen saßen.
Heimlich aus der Hüfte fotografiert


Der nächste Tag brachte die Besichtigung des aufgebahrten Maos mit sich und ein unendlich langer Spaziergang durch die Verbotene Stadt.
Darfs ein wenig Eis sein?
Highlight war neben der Busfahrt mit umgerechnet allen Einwohnern Groß Ammenslebens, das Essen auf einer Dachterrasse in den Hutongs. Keine Bauchschmerzen, kein Durchfall und auch keine Tierchen im Essen. Was will man mehr? In den Hutongs schnell noch links und rechts gucken, chinesische Delikatessen bestaunen, Abendessen und dann in aller Ruhe Muttis und Papas Minibar plündern. Das Leben kann so entspannt sein.

Schließlich mussten wir uns ja stärken für die Große Mauer. In diesem Zusammenhang reichte mein Chinesisch tatsächlich aus, um ein Auto samt Fahrer zu organisieren (kleiner Schulterklopfer!) Dieser brachte uns nach Mutianyu, wo wir nach einem wirklich beschwerlichen Aufstieg einen wirklich sagenhaften Ausblick hatten. Kaum eine Menschenseele und ein wunderbares Wetter. Ein rundherum gelungener Tag :)



Leider verschlechterten sich die Luftwerte dann so stark, dass wir es vorzogen das Abendbuffet vom Hotel zu nutzen. Jedenfalls keine schlechte Wahl. Da sich dieser Umstand auch am nächsten Tag fortsetze sind der Rest der Truppe zur Peking-Motorshow, ich hab den Hotelpool erkundet und Mutti hatte Kinderdienst. Das Leben kann so entspannt sein. Abends zum Sushimann und mal konzentriert mit spitzen, japanischen Metallstäbchen essen und schon rief der Flieger in den Luftkurort Changchun.

Hier angekommen, haben wir erstmal das Haus auf den Kopf gestellt und den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Seit wir hier wohnen, hat es vielleicht in Summe drei Tage geregnet. In der Woche mit meinen Eltern hat es allein 2 ½ Tage am Stück wie aus Eimern geschüttet. Nunja….sie wollten ja auch URLAUB machen. Besichtigt haben wir also den im Laufschritt Marionettenpalast („Du bist nicht du selbst, wenn du hungrig bist“, ne?), den Kaiser- und den Guilinmarkt und mehrfach unseren kleinen Markt hier.
Wein und Pekingente
Ein Highlight jagte also das nächste. Besser schien da eher meine Speisen- und Restaurantauswahl ausgefallen zu sein. Angefangen von einem Berg Jaozi, Original von meiner lieben Ayi gemacht über Hot Pot und Teppanyaki bis hin zu Pekingente und Indisch war alles vertreten. Und mit ein bisschen Wein hat noch jedes Essen geschmeckt.




Individuell dazugebucht habe ich noch eine Teezeremonie für die ganze Truppe. Meine wirklich entzückende Chinesischlehrerin hat dafür ihre Freundin akquiriert, die uns Grünen, Schwarzen und Pu Erh (?) Tee vorgestellt hat. Ein echter Genuss und man staunt, wie lang sowas dauern kann!




 Die verrückteste Aktion war jedoch, dass sich Mutti und Netti neue Brillen haben machen lassen. Nachdem die ganze Sippe schöne Gestelle gewählt hatte, haben wir im Grunde die alten Brillen zum Vermessen hingegeben und schwupp di wupp war alles fertig. Für eine Einstärkenbrille etwa 1h und weil Mutti Gleitsicht hat, dauerte diese Anfertigung etwa eine Woche. Trotzdem der Oberknüller!
Der Abschied fiel allen sehr schwer. Besonders, weil es ja immer erst eine Weile dauert, bis man sich als Truppe so eingegroovt hat. 11 Tage sind also einfach zu kurz!


Aber mir ist noch mehr Verrücktes in der Zwischenzeit passiert (Wir haben nämlich seit über einer Woche kein Internet hier, deswegen lass ich so lange auf mich warten). Es gibt nämlich diesen Uhrenmann. Über Wechat (quasi eine Mischung aus Facebook und WhatsApp) vereinbart man einfach einen Termin, kündigt grob an welche Modelle so bevorzugt werden und ab geht die Post.
                                         Damit ich mich nicht in einem chinesischen Gefängnis wiederfinde, berichte ich mal nur so vom Hören-Sagen.
Wie vereinbart erscheint ein netter Herr mit übersichtlichen Englischkenntnissen, macht seinen Rucksack auf und präsentiert Uhren in Hülle und Fülle. Von Breitling, über Rado bis Rolex alles vertreten…Ehrlich gesagt sieht man den Uhren nicht an, dass sie….nunja…nicht original sind. Andererseits gehen die Preise tatsächlich erst bei etwa 50€ los. Also zwar Fake, aber nicht der letzte Schmu. Wir werden sehen…






Und beim Spazierengehen sind mir diese Beutelchen an den Bäumen aufgefallen. Ob die jetzt eine Kur bekommen, um für den warmen Sommer gerüstet zu sein?