Montag, 8. August 2016

...die verzweifelte Fahrstuhlsuche in und um Peking



Was sich für dramatische Szenen hier wieder abgespielt haben:
Letzte Woche hatten wir eine wirklich grandiose Zeit in Peking. Nunja, ich dachte mir, dass es vielleicht leichter wär mit dem Zug zu fahren und so Spielraum für kindliche, körperliche Aktivitäten zu haben…
Gleich werden die Pforten geöffnet und die
Reise geht loooohoooos
Alles begann im changchuner Hauptbahnhof. Gleis gesucht, Wartebereich angepeilt und ganz unkompliziert noch die Tochter abgefrühstückt bevor der Spaß losgeht. Schon dort ist mir eine Familie aufgefallen mit unwahrscheinlich vielen Plastetüten. Alles voller Chips, Shrimpscracker, getrocknetem Seetang und so weiter.  Beeindruckend…wo die wohl hinfahren mögen bei DEM Proviant? 






In der zweiten Klasse sitzt man ähnlich eng wie im Flugzeug nur 5 Stunden länger… Und wen hab ich fröhlicherweise wiedergetroffen? Die Proviantfamilie. Und sie haben alles ratzeputzeleer gegessen. Nicht ohne jedes Häppchen zuvor Mathild anzubieten. Mit 10 Monaten kann man schon mal ein paar chinesische Kartoffelchips mit Steakaroma essen… Voller Körpereinsatz meinerseits und zahlreiche geschüttelte Köpfe beim Anblick meines krabbelnden Kindes später sind wir bei ca. 36°C sind in Peking angekommen und haben doch prompt den Nordausgang gefunden. Läuft doch!! Denkste Puppe: Es gibt keinen Fahrstuhl! Und wenn man erst einmal 20Minuten rumirrt und einen Lift sucht, sind plötzlich auch alle potentiellen Kofferträger oder Babyaufpasser verschwunden. So hab ich all meine übrig gebliebenen Muskeln gebündelt und Treppe für Treppe erst den großen Koffer und anschließend den Kinderwagen raufgetragen. Irgendwo muss es an diesem Bahnhof auch einen Taxistand gegeben haben. Dort, wo wir rauskamen, war er jedenfalls nicht. Also bei herrlichem Sonnenschein schnell das Kind gefüttert und nach ca. 15 Minuten endlich in ein Taxi Richtung Hotel gestiegen. Dort angekommen hab nun auch ich endlich etwas essen können, parallel hat Mathild gebadet. Noch bissl spielen, auspacken und dann ist die gesamte Reisegruppe schlafen gegangen. Fertig :)
SEKTFRÜHSTÜCK


Wie schön doch so ein neuer Tag starten kann, wenn es schon zum Frühstück Sekt gibt und einfach mal Weißwürste vorhanden sind! Ein Traum! Schnell zum Impfen, denn das war ja unser
Hauptanliegen und wieder zurück zum Hotel, um tatsächlich entspannt Brei im Paulaner Biergarten zu füttern. Nach dem Mittagsschlaf kurze Abkühlung im Pool und dann das zweite Hauptanliegen unserer Reise erledigen: Salamipizza.
Das war nötig!


 










Den Mittwoch haben wir wieder sonnig begonnen und am Abend im Hacker Pschorr mit bester Gesellschaft, Radler und Käsespätzle ausklingen lassen. Vorher kurz durch Sanlitun gestreift und das urbane Flair wirken lassen.




Donnerstag sind wir schon wieder zurück und nun beginnt das Drama.
Den Plan A – U-Bahn fahren- verworfen, weil ein doch sehr beträchtliches Risiko existiert, dass weder Lift noch Rolltreppe vorhanden sind. Also rein ins Taxi: „einmal bitte möglichst rasant quer durch die Stadt und lassen Sie mich bitte dort raus, wo ich noch durch eine Baustelle wuseln muss. Ich möchte auch gern noch eine 6-spurige Straße mit Kinderwagen und Koffer überqueren!“ Hat alles geklappt. Nun hatten wir noch ca. 90 Minuten Zeit uns in die größte Mittagssonne zu stellen und auf die erste Sicherheitskontrolle zu warten. Einfach nur irgendwo zu braten, ist das eine, aber in Mitten von tausenden und abertausenden Chinesen zu warten, ist das andere.







Schließlich musste ich nicht nur an mein Kind und mich denken, sondern auch an die frische Leberwurst in meinem Koffer. Drei Kontrollen und ein Wartesaal, wie man ihn sich in asiatischen Großstädten vorstellt, später, sind wir tatsächlich in den richtigen Zug gestiegen. Dank der Hilfe zahlreicher Reisender auch MIT Koffer.
Diesmal hatten wir einen Platz in der ersten Klasse, die sich durch weitaus breitere Sitze und ein größeres Platzangebot auszeichnete. Doch nun ist Madame gar nicht auf die Idee gekommen Nachbarn zu belästigen, auf meinem Schoß zu toben oder sich provokant in den Gang zu setzen. Als sich dann noch mein Nachbar -ein älterer Chinese (die neigen häufig dazu die Nase hochzuziehen und dann auszuspucken oder beim Essen appetitlich zu schmatzen)- 4! (in Worten: VIER) Bier bestellte und innerhalb der ersten 2 Stunden leer hatte, freute ich mich schon sehr auf meinen Mann und den Alltag zu Haus. 
 Mathild entwickelte kräftig Fieber und hat schließlich geschlafen. 
Dann kam das Unerwartete. Zwei kleine Mädchen kamen zu uns und wollten mal die blonde Frau und ihr Baby anfassen. Ja, sowas gibt es scheinbar wirklich! :) Alles halb so schlimm…ich hab versucht etwas Smalltalk zu betreiben und den Mädels klar zu machen, dass es ok ist, dass Mathild noch einen Nuckel hat. 

...Vielleicht sollten wir den doch so langsam abgewöhnen, wenn uns schon 3-jährige Mädchen drauf hinweisen? ... 

Allmählich vertieften wir das Gespräch und mein Chinesisch reichte nicht mehr. Da schaltete sich Biermann von nebenan ein, übersetzte und begann nach und nach ein angenehmes Gespräch mit mir. Was sagt man dazu? Wieder die Chinesen unterschätzt! Er sprach nahezu fließend englisch und war schon mehrfach in Deutschland, weil er auch für FAW VW arbeitet. Kulturelle Unterschiede, Kindererziehung, Geschichte und andere Themen haben wir auf wirklich sympathische Weise diskutiert. Ein netter Zeitvertreib, zumal Mathild eh froh war ihre Ruhe zu haben. Kurz vor dem Ausstieg hat sie noch gegessen und etwas Milch getrunken, die wir keine 10 Minuten später auf unserer Oberbekleidung hatten. Fix mit freundlicher Unterstützung von Biermann Kind umziehen und dann auf umständlichste Weise die eigene Kleidung aus dem Koffer zerren und wechseln. Ich bin Profi darin mit Kind auf enge Flugzeug- oder Zugtoiletten zu gehen, aber mit Kind auf dem Arm umziehen und dabei noch halbwegs die eigene Nacktheit verstecken, war mal wieder eine neue Herausforderung. Hatten wir das auch erledigt. 

Zuletzt bin ich noch auf der verzweifelten Suche nach einem Fahrstuhl (Mann ey, das ist echt ein Thema!!) irgendwie auf der falschen Seite des Bahnhofs raus und musste fix den Buggy samt Kind über den Zaun hieven. …Schnell mit Koffer durch die Drehtür hinterher und ab in die Freiheit, wo nach etwa 20 Minuten auch mein lieber Ehemann eintraf.
Und dann gings erst richtig los. Das Kind war noch immer so geschafft, dass sie prompt einschlief, wieder aufwachte, quengelte und diese und die folgenden 4 Nächte bei mir im Bett schlief. So langanhaltendes, hohes Fieber hatten wir bisher noch nicht -überhaupt hat sie eigentlich noch nie eine Impfreaktion gezeigt. Nunja irgendwann ist immer das erste Mal. Bei 40,8°C war dann wohl der Zenit erreicht und es geht seit gestern wieder aufwärts mit ihr. Heut ist Montag und ich leide ebenfalls unter einem schweren Schlaf- und Energiedefizit. 
Doch der heutige Tag endete mit einer köstlichen Kreation meiner Ayi: „Tofu mit Chinakohl“ Klingt komisch, schmeckt aber grandios!

Und hier noch eine Kleinigkeit zum Schmunzeln, gefunden auf Taobao (quasi chinesisches ebay mit festen Preisen und kreativer Werbung):

Klebehaken mit erstaunlicher Leistung




...und hier mal wieder bissl interkulturelles Training: